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La Roche qui crée

Redaktion Neubadmagazin23.10.2014

Manche sehen im Turmbau zu Basel eine Himmelstreppe, andere eine höllische Zerstörung der Basel Area. Am Ende wird die Geschichte zeigen, wer oder was nun richtig oder falsch war. Aber dies ist lediglich die Sichtweise und nicht die Bedeutung an sich, welche ein Globalplayer wie Roche in Basel an den Tag legt.

Die Globalisierung bedeutet in vielen Fällen, dass möglichst günstig produziert und hochpreisig verkauft wird. Diese Firmenstrategie hat in vielen Ländern drastisch Arbeitsplätze gekostet, die in osteuropäische oder asiatische Länder ausgelagert wurden. In Basel sind nun bereits zwei grosse Pharmakonzerne, die den Standort als ausbaufähig und wertvoll befunden haben. Sonst wären diese enormen Investitionssummen in einen eigenen Campus nicht sinnvoll. Ergo ist dies - oekonomisch gesehen - ein starkes Bekenntnis zur Region Basel und sichert deren zukünftige Leistungsfähigkeit enorm.

Basel verändert sein Gesicht

Das traditionelle Understatement der Basler Bevölkerung hat Tradition. Protzen und Prunken ist keine Basler Tugend. Im Gegenteil. Beim Bau des Hotels Trois Rois war das Echo der Bevölkerung nicht unbedingt freundlich zu verstehen. "Me git nyyt" und "Me zaigt's nid" wurde damals bereits mit der Muttermilch eingesaugt. Diese Haltung ist da und dort noch immer in den Köpfen verankert. Aber eine Entwicklung für beständigen Wohlstand fordert auch entsprechende Opfer. Veränderungen genannt. Vor allem im Stadtkanton Basel, der ja flächenmässig nicht weiter wachsen kann, werden Veränderungen höchstens nach oben sicht- und greifbarer. Ob begreifbar zeigt sich nun bei den präsentierten Plänen der Roche von gestern für das nächste Bauvorhaben des Roche-Campus. Selbstverständlich wird das Gesamtbild der Region drastisch verändert. Auch sehr deutlich, denn Platz gibt es in Basel nur noch nach oben. Beim ÖV vielleicht noch nach unten. Aber das Stück ist eher eine Herzensangelegenheit.
Dennoch bleibt der Kern der Stadt grösstenteils gut und attraktiv erhalten. Obwohl es in den letzten Jahrzehnten auch da architektonische "Sünden" gab, die traditionelle Gebäude weichen und mit unattraktiven Immobilien ersetzt wurden.

Die regionale Metropole Basel wird mit den Projekten einer Roche oder einer Novartis, die architektonische Herausforderungen darstellen, auch im Ausland an Bedeutung gewinnen.

Es braucht Mut, ein Stadtbild so deutlich zu verändern - oder besser noch - zu erweitern. Denn mit hohen Bauten werden auch sichtbar starke Akzente gesetzt. Und diese werden einer prosperierenden Region wie Basel bestimmt nicht schaden.

«Ich fühl' mich betrogen...»

Redaktion Neubadmagazin12.10.2014

Welches ist die beste aller Lebensformen? Keine Ahnung! Eine selbstbestimmte, sorgenarme und erfüllte Lebensweise vielleicht? Nun, wenn die Rahmenbedingungen dazu vorliegen... toll. In der Schweiz sind diese Möglichkeiten ja reichlich vorhanden. Im Prinzip also kein Grund, sich über die eigenen Umstände grosse Sorgen machen zu müssen.  

Umso befremdlicher erscheinen die teils offen, teils verdeckt geäusserten Bemerkungen über das «Ausländerpack», die böswilligen Islamisten, drogenverteilende Nigerianer und sozialbetrügende Asylanten. «Her mit dem Topf. Alle rein damit!» Auch diejenigen, die nicht in den allgemeinen Tenor mit einstimmen, sondern kritisch diese scheinbar offensichtlich wahren Meinungen und Tendenzen hinterfragen. «Rein in den Topf, das Sympathisantenpack!»

Und da beginnt der Beschiss an der Menschlichkeit. Solch einfach gestrickten Bilder spotten jeglicher Vernunft. Es gibt einfach nicht «den Übeltäter» als Generalverdacht ganzer Völker und Rassen, nur weil auffällige und teils Kriminelle dieses bestimmte Bild vermitteln.

Ich weigere mich zu glauben! Ich will wissen. 

Nein, es geht nicht um ein Verneinen solcher Zustände und Vorkommnisse. Im Gegenteil. Aber die Massenverurteilung gesamter Menschengruppen kann doch nicht das Ergebnis moderner Aufklärung sein? Wir können das doch besser.

Ich fühl' mich betrogen.

Ich will mit Islamisten, Buddhisten, Kommunisten oder Christen sprechen können. Diskussionen mit Hell's Angels, Heilsarmee Angehörigen, Freidenkern oder Katholiken führen können. Ich will mit Aleviten, Muslimen, Scientologen oder Stadtstreichern Kaffee trinken können. Einfach so, weil mich die Menschen interessieren, egal, was sie denken, fühlen, glauben, behaupten oder philosophieren. Solange der Respekt mit am Tisch sitzt, bleibt das Menschsein enorm spannend und lehrreich.

Der Planet Erde ist im Universum klein. Sehr klein. Umso mehr gilt es, Grösse zu zeigen.

Unerwartet: Haltungsfehler

Redaktion Neubadmagazin11.10.2014

Der erste Eindruck zählt! Fragt sich nur, erstens wie lange und zweitens wie stark dieser zählen wird. Die Kleidung, die Haltung, die Stimme und der Blick ergeben einen Gesamteindruck, der auf die Persönlichkeit schliessen lässt. Situationen in Bild und Ton zeigen auf eine eindeutige Geschichte hin. Nun, das Ergebnis kann ganz schön daneben gehen. Das hätte man jetzt aber nicht erwartet. Schliesslich sieht man doch deutlich dass... Eben nicht!

Die visuelle und kommunikative Welt von heute ist derart komplex und trickreich geworden, dass die Lesbarkeit von Menschen und Situationen nicht mehr so einfach zu handhaben ist. Brutale Bilder und Videos im Netz, symbolträchtige Kommentare und niederschmetternde Schlagzeilen ergeben ein bestimmtes Bild. Und dies soll mehr als Tausend Worte sagen? Nun, wohl kaum. Denn die Aussagen zielen oft in eine gewollte Richtung, um die Meinungsbildung zu beeinflussen. Nein, die Beeinflussung ist nicht neu, nur die Möglichkeiten dazu sind vielfätliger und eben trickreicher geworden.

Da ist es doch ratsam, wenn die Flut von Eindrücken erst Mal mit Abstand betrachtet wird. Denn der erste Eindruck kann auch gewollt und vor allem falsch sein.

Haltung zeigen ist heute gefragter denn je. Vor allem dann, wenn hinterfragt wird. Dies macht Eindruck. Vor allem für die eigene Meinung. Sofern man sich eine leisten kann.

Hinterbänkler vorderhündig.

Redaktion Neubadmagazin04.10.2014

Der Platz ist halbleer. Der Kombi auch. Die Heckklappe ist komplett offen, darunter sitzt er. Und sinniert vor sich hin. Darauf lässt die Haltung schliessen. Vielleicht ist da aber auch nur eine Gestalt, die nichts tut. Nicht mal sinnieren oder studieren. Nur einfach so da hocken und sein.

Ganz anders aber ist der Hund gepolt. Er schnüffelt sich über den Parkplatz, langsam und bedächtig, wie es seine Körperfülle noch zulässt. Ein Hund führt sich selbst spazieren. Ein Automatenhund wahrscheinlich. Selbst ist der Hund, wenn Herrchen nicht mehr seiner selbst ist. Denkt der Hund.

«Ist echt toll, wenn da nicht immer einer an der blöden Leine zieht und mir unverständliche Laute an den Schädel wirft. Ich versteh' doch diese blöde Sprache nicht. Gib mir Handzeichen oder wenigstens Befehle, die nicht hochliterarisch sind, sonder kurz und klar. Dann versteh' ich Dich vielleicht, Alter!»

Hunde sind auch anspruchsvoller geworden. Des Menschen bester Freund? OK. Aber sicher nicht dessen Depp. Hund sein reicht schon.

«Aber wenn ich schon der Freund des alten dicken Mannes in seinem Kombi sein soll, dann will ich, dass sich der mal etwas bewegt. Wie ich. Und ich tu das schon zuwenig. Schliesslich darf ich nur hier auf dem blöden Parkplatz rumschnüffeln. Dabei hat's nicht mal Trüffeln hier. Ich will aber mehr... ein Labrador ist kein Matador. Ich will den Joggern und Nordic Walkern hinterher dackeln... labradoren. An Baumstämmen riechen und die dann vollspritzen. Schliesslich will ich auch ein Markierer sein. Und Spuren hinterlassen. Dann ab ins Gebüsch, ein Holzstück packen und zurückbringen. Dann wirft mir mein Alter das Holz wieder ins Gebüsch. Ich hinterher, packe es und ... ja, tönt langweilig, aber für mich wäre das der erste Schritt ins Paradies. Ich bin der labradorischen Meinung, dass nicht ich geprüft werden soll, sondern mein Herr und Meister. Der muss hundetauglich sein. Also für mich taugen. Sonst taugt der nie zu meinem besten Freund. Capisce?»

So gesehen heute beim Allschwiler Weiher. Dem Hund geht's gut... so weit man eben...

Ray und Ralph sind Werbschleicher!

Redaktion Neubadmagazin26.09.2014

Ob Facebook wirklich Profil hat, ist hier nicht das Thema. Eher die immer wieder neuen Methoden, um sich ins Wohnzimmer unbescholtener Menschen zu schleichen und diese als Litfasssäule, Empfehler, Botschafter oder einfach nur als Flyerverteiler zu benutzen.

DAS WAR NIE DIE IDEE!

Facebook ist eine enorm aktive Plattform...manchmal auch nur platt..., die von Millionen  Menschen genutzt wird. Dies ist natürlich den Wirtschaftsmanagern und deren Werbeverantwortlichen nicht verborgen geblieben. Ein paradiesischer Jahrmarkt der Eitelkeiten will schliesslich bewirtschaftet sein. Ein an sich verständlicher und auch legaler Weg, neue Absatzmärkte zu erobern.

Aber wo ein Eroberer ist, sind bald Tausende. Bisher hat Facebook bei der Seiteneinteilung alle Werbeeinblendungen da platziert, wo sie auch als solche erkennbar waren: im rechten Bereich tummeln sich Teaser, also Anzeigen, die auf eine andere Seite zum Produkt oder zur Dienstleistung führen. So weit, so von den Usern akzeptiert.

Nun hat da aber jemand irgendwas geraucht, das ihm oder ihr nicht gut bekommen ist.. Denn jetzt wird ein Angriff - echt perfide - auf die Profile der Facebook Nutzer gestartet. Wer häufig in Facebook aktiv ist, kennt ja all die Anfragen für Freundschaften. Wohl kaum jemand kennt all die Personen, die sich da als Freunde rund um das eigene FB Profil tummeln auch im echten Leben. Und einige dieser - echten oder nicht - Freunde werden dann zu Empfehlungs-Werbeträgern. Ob absichtlich oder nicht, hat mit der Rafinessse der Werbefirma zu tun.

Resultat: plötzlich tauchen in meinem Profil Werbeflächen von Ray Ban oder Ralph Lauren auf.

«Ray and Ralph, get the f....k out of my living room!» 

Da ich ja als Texter auch zur Gruppe der Werbenden gehöre, verstehe ich den steigenden Druck, erfolgreiche Werbung zu gestalten. Was in dieser schreienden Welt über Tablets, Internet, Mobiles, Plaketen, TV und Radio täglich auf uns Menschen einprasselt eher schwierig ist. Aber dies macht diese Art des Eindringens und Missbrauch existierender FB Freunde nicht sympathischer und gilt auch nicht als Entschuldigung. Der Schuss für die Firmen mit solchen Praktiken kann und wird dann nach hinten losgehen. Denn Werbekunden sind in erster Linie Menschen. Und die lassen sich nicht alles gefallen, weil ihnen diese Art von schleichender Werbung nicht gefallen wird.

TIPP: Poste deinen Ärger über dieses hinterlistige Angrabschen durch diese Marken und ihrer Werber in deinem Profil. Ignoriere diese Marken beim Einkaufen und bestrafe die Transporteure der Werbschleicher durch Entfernen aus der Freundeslist. 

Die unglaubliche Seichtigkeit des Scheins.

Redaktion Neubadmagazin15.09.2014

Die Aufgaben der Medien sind es, möglichst objektiv und belegbare Berichte über die Lage der Welt, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu berichten. So weit so gut. Die Medien geniessen die Pressefreiheit und pochen auch konsequent auf dieselbige. Zu Recht. Denn die Konsumenten von Nachrichten haben Anspruch auf freie Berichterstattung ohne Einflussnahme. So weit die schöne freie Welt der Medien. 

Diese Welt hat inzwischen einige Dellen und Flecken erhalten. Die Klagen von aufgeweckten Zeitgenossen werden immer häufiger, man könne den Medien nicht mehr glauben. Berichte würden nach dem Gusto von Politikern, Wirtschaftsbossen oder nach dem Besitzer des Mediums geschönt. Ob diese Klagen nun gerechtfertigt sind, entzieht sich unserer Kenntnis. Hingegen ist diese gefühlte Wahrheit präsent und lässt sich nicht einfach so wegdiskutieren.

Die Berichterstattungen wirken zwar fundiert, belegbar und somit glaubwürdig. Die Charakterisierung eines Putin, Obama oder Geri Müller scheinen zu stimmen. Oder wirken stimmig. Nur... wenn sich die meisten und grössten Medien über eine Person oder eine Sache durchwegs einig sind, da kommen die ersten Zweifel auf. Ist die Situation wirklich so klar, wie in den Medienberichten beschrieben? Gibt es da nicht noch Zwischentöne und andere Perspektiven?

Nun, die Entwicklung von Falschmeldungen oder einseitiger Berichterstattungen ist nicht unbedingt neu. Einerseits wurden die Medien schon immer falsch informiert, Belege gefälscht und Aussagen geschönt. Dies zeigen die Untersuchungen über verdeckte Kriegsführung, zum Beispiel. Umso mehr spielen heute die kritische Betrachtung der Berichterstattung aber vor allem auch der gesunde Menschenverstand eine wichtigere Rolle, um nicht dem allgemeinen Tenor mitzusingen und Vorverurteilung zu betreiben. Erschreckend sind die Reaktionen auf Meldungen - speziell in den Sozialen Medien - wenn aufgrund einer nicht seichten Nachricht ohne tiefgründigere Hintergrundsinformationen ein Shit Storm oder ein fröhliches Bashing beginnt. Der Schandpfahl ist in neuem Gewand auf dem Cyberjahrmarkt aufgetaucht. 

Die Hoffnung bleibt - und wird oft auch belegt - dass Unwahrheiten entlarvt und die  Wahrheit auf den Tisch kommen wird.

In diesem Sinne: fröhlich-kritisches Zeitunglesen und Fernsehschauen.

Gut gefühlter Bauch

Redaktion Neubadmagazin10.09.2014

«Hör' auf deinen Bauch» bekommt man oft gesagt, wenn reine Kopfarbeit keine Lösung ans Tageslicht bringen mag. Nun, dies ist an sich ein guter Rat, denn der Bauch ist völlig unterbewertet. Manchmal auch überbewertet, was die Sichtbarkeit desselbigen anbelangt.

Bauchgefühle? Diese Assoziation gibt's nur im deutschsprachigen Raum. Ist zu lesen. Ach? Und was haben die Franzosen, Engländer, Amerikaner und Spanier stattdessen? Bei den Franzosen sitzt dieses intuitive Gefühl im Herzen. Klar, typisch französisch, dieses als Herzensangelegenheit zu delegieren. Die Amerikaner benennen - etwas ungenauer - einfach die Eingeweide (guts) als dessen Heimatort. Spanier hingegen kennen überhaupt keine Assoziation.

Nun soll man also zwischen strenger rationaler Logik und einem unbestimmten und vor allem unbegründbaren Gefühl irgendwo in den Innereien wählen, um eine Entscheidung zu fällen? Ist dies nun eine Wahl zwischen Wissenschaft und Esoterik? Oder zwischen Mathematik und Religion? Nichts dergleichen.

Um eine Entscheidung fällen zu können, braucht es erst einmal Fakten und Daten. Und allenfalls Berechnungen, wie sich die eine oder andere Entscheidung als Konsequenz entwickeln wird. Nun, die Geschichte zeigt, dass rein rationale Überlegungen in etwa gleich risikobelastet sind, wie die reinen Bauchentscheidungen. Denn bei beiden Vorgehensweisen kommt immer noch eines hinzu: das Risiko. «No risk, no fun!» ist ein Teil des Lebens. Und des Kleingedruckten im Entscheidungspaket.

Vielleicht basiert eine «richtige» Entscheidung oft auf beiden Grundlagen, also der Faktenlage und dem unbestimmten Gefühl im Bauch, im Herzen oder sonstwo in den Eingeweiden, um zu einer Lösung zu führen. Risiko inklusive.

Nur: keine Entscheidung zu fällen ist wahrscheinlich die schlechteste aller Überlegungen. Sagt mir mein Bauchgefühl.

Industriemen in der Natur!

Redaktion Neubadmagazin01.09.2014

Industrie in Form von Fabriken, schlotender Kamine, hässlicher Gebäude und vor allem mit einer grossen Portion Müll ist der Preis, der für Wohlstand in der Gesellschaft zu zahlen sei. Liest man. Das mag ja sein, ist aber noch lange kein Freibrief für wildes Bauen und Zerstören einer bestehend-blühenden Landschaft und Erholungsraum wie die Insel Fehmarn. 

Mike Kleiss ist Kommunikator, Redaktor aber vor allem seit 2012 aktiver Läufer und Buchautor. Worüber? Klar, über das Laufen (lauf dich frei). Zudem erscheint jeweils Montags seine Laufkolumne «So läuft's» in der www.welt.de, die meist eine etwas andere Sicht auf den Laufsport wirft. Denn für Mike Kleiss - und auch für viele andere Läuferinnen und Läufer - ist Joggen oder eben Laufen ein grosses und oft langes Stück Lebensqualität. Sich frei laufen oder einfach nur frei laufen mit Bodenhaltung und -haftung ist enorm bereichernd.

Läufer, die sich nicht auf einem Laufband abrackern, sondern in der Natur die Welt, das Wetter und die Jahreszeiten immer wieder neu entdecken wollen, sind auch feinfühlig, wenn es um die Zerstörung oder Beschädigung derselbigen geht. MIke Kleiss liebt seit Jahren die Insel Fehmarn, hoch oben in Schleswig Holstein.

Auf dieser Insel und in dieser Idylle soll nun ein Industriegebiet entstehen in der Grösse von 33 Fussbalfeldern. Nur wird da nicht mit Bällen, sondern mit der Natur gespielt und eben dieser eine Wunde zugefügt. Wie es auf der Website beschrieben ist. Selbstredend können sich auch Nichtläufer, aber engagierte Menschen für Fehmarn einsetzen uind die Petition online unterstützen.

Nun hat sich Mike Kleiss - kommunikativ und lauffrisch - entschlossen, ein Zeichen, nein, eine Strecke für die Erhaltung der Natur auf Fehmarn zu setzen. Am gestrigen Sonntag hat er die Insel Fehmarn umrundet. Einen anderthalbfachen Marathon in sechs Stunden zu laufen ist kein leichtes Unterfangen. Vor allem dann, wenn man vor drei Jahren noch vierzig Kilo schwerer und aktiver Kettenraucher war. Aber der knallharte Kommunikationstyp Kleiss hat's geschafft. Kommunizieren können viele. Unmögliche Ziele zu versuchen zu bewältigen aber nur wenige.

Deshalb : Respekt für diese Leistung und alle Hoffnungen für Fehmarn.

Christian Wehrli, www.neubadrunners.ch

90 Minuten High Noon.

Redaktion Neubadmagazin28.08.2014

Seit über 30 Jahren besteht der IG Lunch. Einige der Gewerbetreibenden der IG Neubad treffen sich jeweils in der letzten Woche des Monats zum gemeinsamen Mittagessen. Einmal im Gasthof Neubad, das andere Mal im Bistro Salz und Zucker. Dabei geht es weniger drum, dass man nicht selbst kochen muss, sondern einzig um die Geselligkeit und den Austausch von News und Geschichten. 

Gestern mittag im Gasthof Neubad haben sich sechs der über dreissig Mitglieder wieder zum Lunch getroffen. Die Atmosphäre war wie stets entspannt und die Gespräche spannend. Selbstredend drehten sich die meisten Themen um Wirtschaft, Gewerbe und - sehr naheliegend - auch um Politik. Dennoch gibt's hier kein Selfie zu sehen.

Auch wenn diese Mittagsrunde mit wechselnden Personen die Welt nicht stark bewegen oder verändern wird, sind diese 90 Minuten gemeinsamer Gespräche einer der wichtigsten Faktoren für eine Gemeinschaft. Denn es werden Gedanken ausgetauscht, neue Gesichtspunkte geschaffen und Gemeinsamkeiten entdeckt.
Dies trifft doch den Kern der IG Neubad: eine Gemeinschaft, die interessiert ist.

Ein herzliches Dankeschön an die muntere Runde vom gestrigen und auch die früheren  IG Lunches. Der nächste Lunch-Termin wartet bereits...

Goldenes Herz? Nein, danke!

Redaktion Neubadmagazin26.08.2014

Es ist zwar nicht mehr feststellbar, wer irgendwann in den vergangenen Jahrtausenden Menschheitsgeschichte diese Idee in die Welt gesetzt hat. Doch sehr wahrscheinlich stecken da ein paar Goldhändler und Chirurgen hinter dieser Idee. Wobei eben genau diese Mediziner es doch eigentlich besser wissen sollten. Wer will aber schon als Besserwisser dastehen, wenn der schnöde Mammon lockt?

Gold ist nicht alles.

Vorsichtig wird der Brustkorb geöffnet, das lebendige, weil blutige Herz schlägt munter vor sich hin. Die OP-Schwester hält in einer Schale das neue goldene Herzen bereit. Es ist blank geputzt, strahlt in der OP Lampe als sei es direkt aus der Giesserei entführt worden. Nun soll also dieses glänzende Etwas das lebendige Herz ersetzen. Vorsichtig, aber gezielt erfolgt der Austausch. Und....

... piiiiiip... Nichts. Rein gar nichts. Kein Schlagen, kein Pumpen, kein Leben. Blitzartig wird das alte Herz wieder eingesetzt. Uff, in letzter Sekunde. Aber dieses freut sich und pumpt mit enormer Lebenslust den Puls über 200. So sieht hüpfende Freude eben aus.

Nach reiflichen Überlegungen vieler heller und medizinisch geprüften Köpfen wird das Angebot an OP's für das goldene Herzen wieder aus dem Angebot der Kliniken gestrichen. Denn die Ausfallrate von 100% ist einfach zu risikoreich.

Herzensbildung

Wer sagt denn, man lerne nie aus der Vergangenheit? Doch, es wurden weitreichende Lehren aus dieser missglückten OP mit der goldenen Zukunft - zusammen mit den Fäden - gezogen. Goldenes Herz soll eher bildungstechnisch realisiert werden und nicht körperschädigend und lebensbedrohend. Also mehr die positive, nicht begreifbare Seite. Gute Idee, Herr Doktor.

In den Schulen - auch in den medizinischen - wird ab sofort die Bildung und des Herzens, also die Herzensbildung gelehrt. Empathie statt Chirurgie ist nun die Losung. Sich sozial verhalten, dem Partner unerwartet eine Freude bereiten, traurigen Menschen ein Lächeln auf das Gesicht zaubern, mit den Kindern in gemeinsames Erleben investieren, das sind gewünschte Effekte, die immer wieder greifen. Und zudem die Welt etwas edler und glänzender, aber weniger hart und metallisch machen.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Aber einiges glänzt und wirkt golden. Barren hin, Herzen her.

Morgenstund hat Kehrricht im Schlund.

Redaktion Neubadmagazin16.08.2014

Dalbedoor. Achti am Morge. Es nieselt und ist kalt. Wie es eben an einem Oktobermorgen so ist... Was, August? Na dann.

Béatrice, Peter und ich fragen uns erst still und heimlich, dann laut und deutlich: «Wämmer uns das wirgligg aadue?» Aber sicher doch. Regen hin, Kälte her. Es soll eine gemütliche und kommunikative Runde um den Rhein geben. War's dann auch. Durch das Dalbeloch am Rhein zum Kraftwerk ist bereits ein Vergnügen und ein Slalomlauf zwischen Fussgängern und Veloständern. Schwierig, aber machbar. Schliesslich haben wir ja alle mal den Néstle-Verkehrsgarten an der Muba besucht. Übergewicht reden wir diesmal nicht, sondern über alles und mögliche. Die Telebasel Personalpolitik zum Beispiel, die Basler Baustelle und natürlich das immer wieder ins Auge springende Littering. Ein neudeutscher Ausdruck macht das Desaster auch nicht besser. Wobei, auch hier ist mal ein Kränzchen an die Stadtreinigung zu winden. Die fleissigen Männer in Orange putzen den Zivilisationsdreck stoisch weg. Denn der Dreck kann ja nix dafür.

Solitude - Wettsteinbrücke - Na? Weiter zur Mittleren Brücke? Aber klar doch. Die Rheinpromenade gibt immer wieder den imposanten Blick aufs Münster und das Dreikönigs-Palazzo frei. Und weil wir uns noch immer ohne Luftschnappen unterhalten können, hängen wir noch die Johanniterbrücke dran. Also fast den echten Bruggelauf geschafft. Dann sprunghaft noch den Rheinsprung nehmen und über den Münsterplatz schleichen. Fast geschafft. Sind wir dann beim Dalbedöörli nur halbwegs, denn ein gemütlicher Lauf macht den Spruch wahrer: «Ich kann nicht besser. Aber länger!» 

Die Dusche danach ruft plätschernd. «Sali zämme!»

Elefanten es toll.

Redaktion Neubadmagazin01.08.2014

«Yych bi nümm fit. Yych ha schon lang nümm drainiert. Yych bii wiider voll en Aafänger.» Solche Sprüche habe ich öfter mal rausgehauen, wenn nach einer Pause - meist gesundheitlich und/oder geschäftlich erzwungen - ich mit meinen Neubadrunners wieder auf eine der schönen Strecken rund um Basel laufen ging. Echt? Oder nur eine lahme Entschuldigung.

Nun, echt gemeint sind diese Aussagen allemal. Aber meist auch eine Riesentäuschung. Denn - und das ist das Erstaunliche beim eigenen Körper - die individuellen  Bewegungsabläufe, das eigene Verhalten bei Steigungen, das Hinhören auf den pochenden Puls und der Kampf mit der Schnappatmung sind nach einer halben Stunde lockerem Laufen wieder da. Also bei Null beginnt kein Läufer, der vorher schon öfters ein paar Kilometer unter die Sohlen genommen hat und meist mehr als eine Stunde unterwegs war. 

Gehirn, du unbekanntes Wesen! Wer noch zum Staunen aufgelegt und fähig ist, wird sich immer wieder die eigenen Augen reiben, was da aus den paar Windungen im Kopf alles so rauskullert. Oder poltert. Der Blumenkohl im Kopf kann sich vieles merken und erinnert sich auch daran, wenn die Zeit reif und die Assoziation da ist.

Nach einer längeren Pause ohne regelmässiges Laufen - also mindestens zwei bis dreimal die Woche - bin ich Anfang März wieder auf den Trampelpfad gestolpert. Holpriger Start inklusive. Da war die eigene Motivation schon nach einem Kilometer in die chic anzusehenden Joggingschuhe gerutscht. «Anfänger!» dröhnt es im Vorderhirn. Dann nach einer halben Stunde pendelt sich alles wieder ein. Klar, die angesammelten Kilos sind noch immer da, alles ist entsprechend mühsamer, aber nicht vergessen. Der Körper reagiert scheinbar automatisch und schaltet nicht auf Ignoranzen. Den trage ich ja schliesslich bereits vor mir her. Nein, im Gegenteil. Ich werde belohnt, das Atmen läuft regelmässiger, die Beine sind nicht mehr so bleibehaftet und der Schritt wird länger und ausdauernder. Meinen Neubadrunners geht es scheinbar ähnlich, denn wir sind jetzt regelmässig unterwegs. Wetter hin, Nässe her.  

Mein Körper ist ein Elefant. Der erinnert sich. «Toll, Jumbo, gut gemacht.»

ZZ Top gegen Schreibflop!

Redaktion Neubadmagazin16.07.2014

Vage. Waage. Wage. Dies sind die drei Wörter, die mich ständig begleiten, wenn ich an einer Geschichte herumstudiere und diese dann noch in einen Text bringen soll. Ein Topf voller Informationen liegt da und will verwendet werden. Eine Auslegeordnung hilft fürs erste. Aber die Geschichte sollte einen roten - nein - nicht mal der unscheinbarste Faden zeigt sich da. Nur ein Chaos an zusammenhanglosen Gegenständen und Infos, die eher eine Chronik, denn eine unterhaltsame, berührende oder einfach tragische Geschichte abgeben. Aber am Termin X muss ich eine Geschichte abgeben. Gehupft wie geschrieben. 

Vage. Da kristallisiert sich - könnte auch caramelisiert heissen - eine vage Vorstellung, wo die Geschichte beginnen könnte. Oder wo sie aufhören würde. Oder auch nicht. Es ist ja alles sehr vage. Der Faden ist weder geboren noch rot. Also weiter rumstochern und wirken lassen. Aber da sind ja noch Ablenkungen, die völlig fehl am Platze sind. Dies ist dem Typus Ablenkung aber völlig egal. Ist ja schliesslich sein Lebensaufgabe, Menschen abzulenken. Aber so wird das nix. Wieder auf Spur... Konzentration, Scheuklappen und durch.  

Waage. Als dann wäge ich mal ab, was zu einer oder dieser speziellen Geschichte taugen würde. Soll diese ausgewogen sein? Oder eher gewichtig, sodass sie für eine Zeitlang als erwähnenswert gilt? Ich könnte ja eine Geschichte Übergewicht... nee, gibt's schon viel zu viele. Und die meisten taugen nichts. Jedenfalls nicht für lange. Aha - danke, Frau Ablenkung.

Wage. Wenn ich mal an diesem Begriff angelangt bin, dann macht sich das breite Lächeln bereit, sich auf meinem Gesicht auszubreiten. Denn ich wage einfach mal, mit sechsundzwanzig Buchstaben und einer Prise Fantasie die Geschichte auf Papier... auf den Bildschirm zu bringen. Macht diese Story überhaupt einen Sinn? Wenn ja, für wie viele? Nur für mich? Vielleicht ist das auch legal und in Ordnung. Bauchgefühl? Warum nicht. Drauflos schreiben, als gäbe es weder ein Morgen noch Papier, ist keine schlechte Strategie. Denn mein Freund der Papierkorb ist enorm gefrässig. Wie oft habe ich an diesem Punkt das Ergebnis voller Vertrauen, aber innerlich gefrustet dem ollen Kerl übergeben. In der Hoffnung, der würde sich auch mal übergeb... Nichts desto Trotz ist mein Begleiter: alles auf Anfang.

Vielleicht hätte ich genau das mit dieser Geschichte machen sollen. Wenn's denn eine ist. Zu spät.

Ach ja: ZZ Top hat nicht mit irgendeiner Geschichte zu tun. Nicht früher und schon gar nicht heute. Ich hör die bärtigen Jungs einfach gern. Macht keinen Sinn, tönt aber gut.

Mii Körper kah Baseldyytsch!

Redaktion Neubadmagazin06.07.2014

«Du sottsch zem Doggter. Und mach, was är dir sait!». Solche und ähnliche Sätze höre ich immer wieder auf's Neue, wenn da irgendwas zipperlet oder stichelet... Ist ja gut gemeint, sicher. Doch vergessen die Spezialisten aus privatem und medizinischem Umfeld, dass jeder Körper auch seine kleine Individualität besitzt. Was dem einen schadet, macht dem anderen gar nichts aus. Diese Lektion habe ich gut gelernt, denn als übergewichtiger Marathon- und Genussläufer provoziere ich einerseits gut gemeinte Tipps, aber andererseits habe ich erst leise, dann immer lauter bemerkt, dass mein Körper in schönstem Baseldyytsch mit mir parliert.

Übersetzt heisst dies ganz einfach, dass ich selbst von meinem grossen Körper zu hören bekomme, wann und was nicht stimmt. Zudem will er auch überlistet werden, der bequeme Halunke. Wie oft höre ich relativ laut, wenn die Wolken aufziehen von ihm: «Wottsch wirgligg bii däm Wätter go laufe? Do kasch Di aber grausam verkeelte!». Klar, der Wabblige will zuhause bleiben und es sich im Sofa bequem machen. Denkste, das war mal früher. Jetzt ist der Olle selbständig und macht auch öfter das Gegenteil, was ihm sein Körper zuflüstert. Witzigerweise sind wir uns am Ende eines Laufs immer einig: «Dasch aber au saugueti Idee gsyy, so duur d'Gegend z'seggle.». Schliesslich sind Kopfschmerzen und Magenbrummen weg. Und von Erkältung nicht die kleinste Spur. Nicht mal Elemente davon.

Heute Sonntagmorgen war das Wetter so richtig schwül drauf. Natürlich hat sich mein physischer Behälter sofort leidend gemeldet: «Oh, oh, das Wätter isch aber gaaaaanz schlächt fyr der Bluetdrugg! Wämmer nid lieber...?» Nein, tun wir nicht. Also schleppen wir uns am Fusse des Bruderholz mit beiden Füssen den Hügel rauf. Immer dem Schatten folgend, wenn möglich. Und nach zwanzig Minuten ist endlich Ruhe im Kasten. Die Atmung läuft gut, die Pumpe pumpt hervorragend und das Wetter ist herrlich farben- und lichterfroh. Als echter Bruderholzianer schlägt Peter die übliche Treppentour vor. Klar, Treppen haben zwei hervorragende Eigenschaften. Erstens eine bestimmte Anzahl Stufen und zweitens eine Herausforderung, diese Anzahl stufen joggend am Stück zu bewältigen. Na dann...Schliesslich zählen Steigungen - und vor allem Treppen - als anderthalbfache Leistung, was mir sehr entgegenkommt. Die Treppen aber auch. Die schlimmste der Tausend Stufen ist die beim Sechzehnerdrämmli, die in zwei Winkeln direkt zur Villa von Gigi Oeri führt. In einem Rutsch ohne abzusetzen? Nun, versuchen wir's mal... FAST geschaft. Der Atem ist fast weg, das Herz hüpft vor Freude und die Lunge sammelt ihre Flügel aus allen Winkeln des Brustkorbs... Und dann ein Blick runter zum Gundeli. «Das hett sich aber glohnt, Alte!» keucht mein Körper laut hustend und leise schwitzend.

Na siehste - man muss halt miteinander reden. Dann passt's scho.

Von Harten. Von Weichen. Und Speichen.

Redaktion Neubadmagazin23.06.2014

Überraschungen haben die originelle Eigenschaft, dass man sie kaum kommen sieht oder gar hört. Meistens jedenfalls. So auch heute Sonntagmorgen in Kaiseraugst, als Palmina und Peter mit mir über die Hügel in Richtung Rheinfelden gejoggelt sind. Keuchend, schwitzend und begeistert sind wir halb wissend, halb verirrt durch die waldigen, verschlungenen Wege gerannt.

Nein, dies war noch nicht die Überraschung, denn wir schwitzen immer, wissen meistens und verirren uns oft. Nein, die echte Wundergugge stand dann im Vorgarten von Palmina und Toni: ein schwarzes, starkes, beeindruckendes und glänzendes Velo.

Ja, ich weiss, davon gibt's viele. Nur: dieses hatte eine Schleife und ein Schild am Lenker mit der kurzen Notiz: «Danke, Christian Wehrli»

Ein leises Kribbeln im Hinterkopf, ein Ziehen um die Mundwinkel und ein Drücken in den Augen liess mich schon vermuten, was das bedeuten würde. Die drei herzlichen Menschen haben mir ein Velo geschenkt!

Nein, nicht ein Velo, sondern ein schwarzes, starkes, beeindruckendes und glänzendes Velo. Für mich. Mit besonders starkem Rahmen, damit ich nicht immer aus demselbigen fallen soll, wahrscheinlich.

Und ich hatte KEINE Ahnung. Gut, auch das passiert oft.

Fazit: ein Sonntagmorgen, der mich nicht nur geschüttelt, sondern auch sehr gerührt hat. Und mich zu diesem dringenden und wichtigen Aufruf drängt: «Liebe Basler, ab Morgen früh bin ich mit meinem schwarzen, starken, beeindruckenden und noch glänzenden Velo auf der Strasse unterwegs. Und ich habe noch keine Ahnung, wo genau die Bremsen sind...»

Die unglaubliche Leichtigkeit...

Redaktion Neubadmagazin20.06.2014

Ist dies nun Kunst? Oder eine Kunstperformance? Eine pornographische Provokation? Nun, ich gebe es zu: ich weiss nicht, was Kunst ist. Nur eines ist mir klar: Kunst darf und soll nicht starr und reglementiert sein. Denn Kreativität als Grundlage von Kunst darf es ja auch nicht sein. Sonst ist der Sinn künstlerischer Ausdrucksarten ja völlig ausgeschaltet. Schliesslicht soll Kunst bewegen, verändern, anstossen und eben auch anstössig und provokativ sein.

Die kurze, aber beeindruckende Performance der Schweizer Künstlerin Milo Moiré in Basel hat eines bewirkt: mediale und teils auch banale Aufmerksamkeit. Die Bilder in einigen Medien mit Fotografinnen und Fotografen, die ihre Kamera auf Gesässhöhe von Frau Moiré halten - wieso auch immer - wirkten etwas cartoonhaft.

Hingegen ist der öffentliche Gang einer wunderschön gestalteten jungen Dame - lediglich mit modischer Nerdbrille, Handtasche und High Heels ausgestattet, aber die nackten Stellen mit Schrift als Platzhalter der Kleidungsstücke versehen, an sich eine eindrückliche Darstellung. Denn die Grundvoraussetzungen von Kunst sind eingehalten worden. Die Menschen sprechen darüber oder sind verblüfft, schockiert, angetan, peinlich berührt, fotografisch animiert oder einfach nur ablehndend oder zustimmend. Aber kaum jemand hat sich diesem ungewöhnlichen Bild entziehen können, wenn ungewohnte Nacktheit im öffentlichen Raum mit Leichtigkeit und Grazie im Drämmli und auf den Strassen Basels von der jungen Dame namens Moiré völlig natürlich ausgelebt wird.

Kunst? Pornographie? Unsittlich? Keine Ahnung, aber diese Performance hat Wirkungen gezeigt, die an sich bereits ein Bild - nein, viele Bilder - der Gesellschaft aufzeigen. Und Bilder sind ja bekanntlich Kunst. Meistens jedenfalls.  

What the Hell's Kitchen?

Redaktion Neubadmagazin04.06.2014

Eine kleine  Wohnung in Hell's Kitchen ist ihr zuhause. Meistens lebt sie da allein. Manchmal ist auch ihre Mama für ein paar Wochen in New York. Aber sie hat den Sprung gewagt, mit fünfzehn Jahren innert Wochen volljährig zu werden. Home alone in New York City.

Tiffany lebt fürs Tanzen und tanzt fürs Leben. So in etwa lässt sich ihre Leidenschaft auf einen kurzen Nenner bringen. Und eben dieser Nenner hat ihr in den letzten zwei Jahren viele Preise und Leistungsausweise eingebracht. Lokale und Nationale Tanzwettbewerbe hat sie - teils mit Zittern - aber meist mit Zuversicht unter die Tanzschuhe genommen. Und die Preisrichter eingenommen. Pokale füllen ihre winzige Wohnung bis unter die Decke.

Und jetzt - unglaublich - steht der Tag der Tage vor der Tür. Erst mal ist es eine Stretchlimousine, plus Freund plus zwei Freundinnen. Denn sie geht, nein fährt zur «Prom», also zum Abschlussball ihrer Schule. Schluss mit Unterricht, willkommen University. Das ehemals kleine Mädchen aus Pfeffingen oberhalb Aesch ist in New York zuhause. Und hat dennoch manchmal Sehnsucht nach der alten Heimat. Aber sie sieht ihre Zukunft im Land der ungegrenzten Möglichkeiten - die bekanntlich in alle Richtungen zeigen. Win or Loose. Take it or leave it. Nun, Tiffany wird die Chancen packen, denn sie weiss genau, was sie nicht will. Aber genauso, was sie nebst dem Tanzen wirklich tun will. Dies ist schon Mal die halbe Miete für ein Leben in Leidenschaft und Zufriedenheit.

Am 12. Juni 2014 morgens ist es dann so weit: Graduation and Congratulations. Meine Göttitochter Tiffany wird ihre Graduation Feier absolvieren. Mit allem, was dazugehört. Der viereckige Universitäts-Hut, Talar und pipapo... Und ich bin mit dabei. Erstens aus Stolz und Übermut und zweitens aus journalistischer Neugier, die fast platzt vor Begeisterung... Aber das ist ein ganz anderes Thema. 

Dann gehe ich mal packen...

Binningham & Eggs

Redaktion Neubadmagazin26.05.2014

Die Mischung stimmt. Das Ergebnis auch. Denn die Mitglieder des Binninger Einwohnerrats sind es gewohnt, dass die Arena im Politzirkus mit lauten Parteilöwen, recht- und linkshabenden Papiertigern, aber auch mit Paradepferdchen sowie stillen Pantominen vor allem mit Kompromissen gepflastert ist. Gut zu beobachten an der heutigen Einwohnerratssitzung im Cirkus Kronenmattsaal.

Die Sitzungen des Einwohnerrats zu Binningen scheinen üblicherweise eher im stillen Kämmerlein abzulaufen. Der Andrang an Binninger Bürgern in Bademänteln und Schwimmbrillen, Transparenten und Schimmhilfen beim Haupteingang zeigt schon, dass es diesen Abend etwas lauter zugehen wird. Denn die Medien haben die Gerüchte über das Sparpaket noch mehr angeheizt.

Einwohnerrats-Präsident Stefan Kaiser eröffnet die Sitzung und ermahnt prophylaktisch das Publikum, alles Störende  auszuschalten. Also Handy, Kameras und Mundwerk. Wie dies von Zuschauern üblicherweise verlangt wird. Die Sitzordnung der Ratsmitglieder ist nach Parteien aufgeteilt und die drei farbigen Abstimmungskarten liegen bereit. Die Ampelabstimmung ist klar: Grün heisst «Ja», Gelb «Enthalte mich» und Rot «Nein».

Auf der Traktandenliste ist das Geschäft 112 das heisseste des Abends: «Haushaltsüberprüfung 2014».

Als erster Antrag soll der Einwohnerrat zu den einzelnen Sparbeschlüssen Stellung nehmen und anschliessend die nötigen Massnahmen beschliessen. So jedenfalls war der Plan. Die einzelnen Einwohnerratsmitglieder haben vom ersten Teil des Antrags auch rege Gebrauch gemacht. Bis alle Parteien hin und her argumentiert haben, zieht sich die Sitzung in die Länge. FDP und SVP wollen die 116 Punkte der Haushaltsüberprüfung einer Kommission zur weiteren und vor allem detaillierteren Behandlung überweisen. SP, CVP, Grüne und Grünliberale sind da ganz anderer Meinung. Irgendwann während des Argumentariumarathon beschleicht die Zuschauer das Gefühl, dass diese ganze Sache an diesem Abend kein Ende finden wird. An den Beifallsbekundungen des Publikums ist zu spüren, dass vor allem zu den Punkten mit dem Hallenbad, dem Jugendhaus, den  beiden Ferienheimen, der Musikklassen und des Freibads in Bottmingen Lösungen respektive Entscheidungen erwartet werden. Und zwar zugunsten dieser Objekte, dass sie eben nicht einem Spardiktat zum Opfer fallen.

Die Argumente aller Beteiligten sind durchwegs nachvollziehbar und werden grösstenteils sachlich, aber auch witzig vorgetragen. Und es wird um Lösungen gekämpft. Schlussendlich einigt man sich, dass sieben Punkte der ominösen Liste als Grundsatz zu deren Erhaltung verabschiedet werden. Da Politiker öfters mit juristischem Hintergrund gestraft sind, ist auch diese Formulierung des «grundsätzlich erhalten» ein Streitpunkt, weil Juristen eben alles wörtlichen nehmen. Müssen.

Die Abstimmung hat für das Publikum und den grössten Teil des Einwohnerrats dann auch die erhoffte Zwischenlösung gebracht. Immerhin so weit und gut, dass man beruhigt nachhause gehen und besser schlafen kann.

Jedenfalls war der heutige Abend in Binningen ein schönes Lehrstück an echter Demokratie mit kampflustigen und engagierten Binninger Bürgerinnen und Bürgern.

Eindrücklich und auch sehr beruhigend, dass dieses demokratische System noch immer wirkt. 

Parkende Lichtwesen

Redaktion Neubadmagazin14.05.2014

Der Pavillon pfläzt sich zwischen den Bäumen am selbigen Ort wie immer. Dunkel und abweisend sieht das Gebäude zu dieser Nachtzeit aus. Sie muss durch den Park! Je tzt und schnell. Denn dies ist der einzige direkte Heimweg. Jegliche Umwege sind jetzt völlig ausgeschlossen. Das sagt ihr keine innere, leise Stimme.

Schreiend und fordernd meint die Blase: «Beweg' Dich, Mädchen! Sonst kann ich für nichts garantieren.» Ein Paradoxum irgendwie. Denn je schwächer die Blase, umso stärker diese laute, nässende Stimme im Kopf. Also Beine in die Hand ... bitte? ... und weiter in Richtung heimischer Toilette mit der rotfarbenen Brille, dem Kuschelteppich in rosa für die müden Füsse und die sich am Bein reibende Katze lassen die Welt perfekt erscheinen. Scheinen?

Oh? Woher kommt denn dieser helle Lichtschein? Filmaufnahmen im Park? Ein Suchscheinwerfer der Polizei? Nein, dazu ist die Lichtquelle viel zu weit oben. Die Baumkronen beginnen grün zu glitzern, die Stämme werfen mächtige Schatten... Die Blase ist vergessen. Neugier, gepaart mit ahnungsvollen Gefühlen, sind mächtiger als jeder andere Drang. Das gleissende Licht schwebt über - nein - neben dem Pavillondach. Sie kann kaum direkt ins Licht sehen, so hell und fordernd sticht es in die Netzhaut. Gleissend helles Licht? War da nicht letzthin die Rede davon, wann dieses Licht ersch... oh? Der Tod? Das Ende? Das Licht am Ende des Tunnels... Ach so fühlt sich also das Sterbe...

Moment. Wieso meldet sich die Blase schon wieder? Die kann mich jetzt mal, das aufdringliche Biest. Es sind dringendere Geschäfte zu erledigen. Also zurück zum Licht. Aber wo ist denn der verflixte Tunnel? Oha... das Licht bewegt sich. Erst nach rechts zur einen Ecke des Pavillon. Dann seitlich in Richtung offener Wiese... Wiese im Tunnel? Quatsch. Es schwebt und gleitet durch die schwarze ... ehemals schwarze Nacht. Hoppla. Jetzt steht, nein hängt... OK, schwebt hinter dem Pavillon zwischen den Kronen. Ach so, ein Königsmärchen aus Schweden? ABBA etwa wieder vereint...?

Ein lauter Knall durchbricht die Nacht. Dunkelheit. Stille. Alles nur ein Traum? Keineswegs. Der Lichttechniker erscheint mit der langen Kabelrolle und einer Ballonlampe aus dem dunklen Eingang... Was um Himmelswi...

Überfälle kennen keine Grenzen.

Redaktion Neubadmagazin07.04.2014

Der junge Mann steht im Laden und verlangt nach einem Taschentuch, weil er im Gesicht eine kleine Verletzung hat. Die freundliche Mitarbeitende geht in die hinteren Räume und will ein Papiertaschentuch holen.

Die Mitarbeiterin der Keller Textilreinigung am Hauptsitz in Allschwil traut ihren Augen kaum. Als sie zurückkommt, hat sich der Mann an die Kasse herangemacht und versucht, diese mit Gewalt zu öffnen. Als er die Mitarbeiterin bemerkt, flüchtet er aus dem Ladenlokal.

Es könnte nun der Eindruck entstehen, dass im Bermudaviereck Allschwil, Binningen, Bachletten und im Neubad das Leben gefährlicher würde. Das mag - gefühlt - so erscheinen, aber die Polizei hat exaktes Zahlenmaterial und die Statistik sieht da etwas  weniger dramatisch aus. Dennoch führen Überfälle und Tätlichkeiten zu einer gefühlten Unsicherheit im eigenen Umfeld. Und zu Ängstlichkeit. Und dies darf nicht sein.

Die Serie an Überfällen - Bijouterie Kainz zweimal - und jetzt die Keller Textilreinigung veranlasst einerseits die Redaktion des NEUBADMAGAZINs, aber andererseits auch die IG Neubad, sich an den Binninger Gewerblern ein Beispiel zu nehmen und die Zusammenarbeit zu suchen. Mit der Aktion «Mir luege zue'enand» wird mit Plakaten und Ansteckbuttons bei Nachbarn und der Bevölkerung von Binnigen darum geworben, aufmerksamer zu sein und ungewöhnliche oder verdächtige Bewegungen und Personen der Polizei zu melden. «Nicht wegschauen! Achtsam sein.», heisst die Devise. Und damit ist die nachbarschaftliche Achtsamkeit gemeint.

Die IG Neubad und die Redaktion NEUBADMAGAZIN wird in nächster Zukunft zusammen mit dem Binninger OK von «Mir luege zue'enand» Veranstaltungen anbieten, um professionelle Informationen über Verhalten und Prophylaxe im Umgang mit Überfällen und deren allfälliger Verhinderung zu erhalten. Durchgeführt werden diese Informationsveranstaltungen durch die kantonalen Polizeibehörden.

Wir halten Sie auf dem Laufenden im Dienste guter, aufmerksamer Nachbarschaft.

Denn «Mir luege zue'enand».

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