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Eingeladener Gast. Ein geladener Gast.

Redaktion Neubadmagazin, 23.11.2014

«Jäää, der Herr Weeeehrli isch dooo!» tönt es aus dem Fauteuil. «Das isch so schööön und freut mii dermaasse...!» Hans Jundt lacht nicht nur mit dem Mund. Seine Augen lachen aus vollem Hals. Sofern dies technisch und physisch überhaupt möglich ist. Bei ihm scheinbar schon. Und schon steht die obligate Appenzeller-Flasche auf dem kleinen Tischchen. Seine Freundin Frau Eissner sitzt neben ihm und strahlt ihren Hans an. Da haben sich aber zwei wirklich gefunden.

Hans Jundt ist nebst seinem freundlichen Wesen auch ein schelmischer Charakter. Auch wenn er ernsthaft erzählt, blitzt plötzlich der kleine Schalk aus seinen Augen. Dieser Mensch ist alles, nur nicht alt oder greise. Weise würde seinen Charakter eher treffen. Denn er ist mit sich und seinem Leben mehr als zufrieden, so wie es ist. Kein Klagen, kein Zaudern. Einfach nur sein. Hans Jundt ist ein Interessierter an Politik, Sport und am Leben. Jeden Tag liest er die Zeitung von vorne bis hinten. Ohne Brille, der Glückliche. Und er weiss in vielen Dingen, worum es geht. Vom Fernsehen hält er nicht allzuviel. Diesen Kasten benutzt er nur für bewegte und bewegende Bilder. Vor allem, wenn seine Leib- und Magenmannschaft der FC Basel spielt. Dann ignoriert auch seine goldene Regel, immer auf seinen Körper zu hören und sich schlafen zu legen, wenn sich Müdigkeit einstellt. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Beim FCB Match spielt dies keine Rolle mehr.

Ich bin heute bei Hans Jundt zum Mittagessen eingeladen. «'s gitt Wildsau, Rotkruut und es paar Marroni, Herrr Weeehrli. Isch das rächt?» Es könnte im Speisesaal vom Generationenhaus Neubad auch Milchreis geben. Mir genügt es, mit diesem 106-Jährigen Menschenfreund einfach zu plaudern. Seine Freundin Frau Eissner wirkt dabei als Dolmetscherin, wenn ich wieder mal viel zu schnell und zu leise auf Hans Jundt einrede. Langsam und deutlich wiederholt sie akribisch die Schlüsselwörter meiner Frage. Sehr eindrücklich, wie Frau Eissner ihren Hans begleitet und nicht betreut. Denn das hat Hans Jundt gar nicht nötig. Er drängt immer wieder auf seine Selbständigkeit. So hängt auch ein Schild an seinem Zimmer mit dem deutlichen Hinweis. «Hans Jundt wünscht keinerlei Kontrollbesuche des Personals weder tagsüber noch nachts.» Punkt.

Solche Menschen wie Hans Jundt und Frau Eissner zu treffen und sich zu mögen, lässt mir meinen Beruf noch mehr als Geschenk erscheinen. Denn hier habe ich echte, lebendige und höchst erfreuliche Menschen und ihre Geschichten vor mir.

Trio Infernal
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