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Verbohrt. Vernagelt. Verlassen!

Redaktion Neubadmagazin, 13.04.2013

Verbohrt. Vernagelt. Verlassen.

Eine Beziehung muss mit den Jahren wachsen. Nur so wird die gegenseitige Faszination stets aufs Neue belebt. Selbstverständlich gehört Respekt und sorgfältige Pflege genauso zum Alltagsprogramm. Sonst wird das nix mit der Langfristigkeit. 

Seit über 58 Jahren sind wir nun zusammen. Wir haben uns nicht nur aneinander gewöhnt, nein, wir sind von Beginn an zusammengewachsen. Eine füreinander bestimmte Einheit sozusagen. Umso schmerzvoller ist jetzt der endgültige Abschied, die Leere und die so schmerzhafte Lücke. Jeder Schritt wird schwer und von unterdrückten Tränen begleitet.

Seltsam, es haben sich keinerlei Anzeichen für eine Trennung gezeigt. Dachte ich. Umso grösser dann der Schock am letzten Wochenende, als sich das endgültige Loslösen immer deutlicher abzeichnet. Erst war es mehr ein kurzes Aufbäumen, gefolgt von einem immer stärker werdenden Pochen. Am Montag dann der endgültige Bruch mit der Vergangenheit. Beide sind von mir gegangen. Haben mich verlassen. Einfach so.

Selbstredend suche ich erst nach einer Erklärung. War ich zu unachtsam? Habe ich sie etwa schlecht behandelt? Oder sie in letzter Zeit gar ignoriert? Habe ich Zeichen einer aufkeimenden Entfremdung nicht gesehen? War ich zu hart mit beiden?

Ah ja, das könnte die treffendste Erklärung sein. Ja, ich erinnere mich. Der letzte Sonntag hat über die Zukunft entschieden und ist allein meine Schuld. Das Schlüsselerlebnis heisst «Freiburg Halbmarathon» - ja, das muss der Grund gewesen sein. Dennoch, hmm... wird sind doch alle fröhlich und erwartungsvoll nach Freiburg gereist. Und waren  guter Dinge. Meinte ich jedenfalls. Aber die Zeichen deuteten bereits vor dem Start auf Missmut hin. Ich habe dies einfach nicht sehen wollen. Umsomehr spüre ich das Resultat heute und drastisch. Leise, aber dennoch unmissverständlich haben die beiden über die Behandlung durch starkes Einengen reklamiert. Der Lebensraum muss ihnen so klaustrophobisch erschienen sein, dass die Ablösung nur eine Frage der Zeit sein musste.

Nun, die eben diese Zeit heilt ja alle Wunden, meint immerhin der Volksmund. Und der muss es ja wissen. Also salbe ich weiter und warte auf zwei neue Beziehungen.

Euch, meinen beiden mittleren Zehennägel, wünsche ich alles Gute in der grossen weiten Welt. Ach ja: ich verstehe Euren Unmut und Euren Entschluss. Denn der Zustand in den Kompressionssocken und die zweieinhalb Stunden in den Joggingschuhen muss wirklich eine Zumutung für Euch gewesen sein.

'Tschuldigung!

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