Trainenreicher Samstag...

Es ist ja nur ein Training. Das zählt eigentlich gar nicht als Rennen. So und so tönt es heute nach dem erfolgreichen Einlaufen unter dem Zielbogen des Hallwiler-Halbmarathons. Warum? Na das wollen wir doch mal näher wissen...

Ganz so klar war es bis zum Start beim diesjährigen Hallwilerlaufs nicht, ob dies eine gute Idee ist, so kurz vor dem Venicemarathon noch ein 21-Kilometer-Rennen zu laufen. Aber die Schönheit der Strecke und die Herausforderung sind für Fabiola, Palmina, Ursi, Sonja, Jean und mich eine zu grosse Versuchung. Da haben wir doch kurz und gerne mal nach- und unser Bestes gegeben.

Das Wetter ist kaum zu überbieten...kühl und sonnig, wie es bestellt war. Aber das grosse Highlight ist dann doch, dass Palmina - unser Rennküken - sich zum ersten Mal und ohne Angst dem Halbmarathon stellen wird. Irgendwann muss es ja sein...aber so früh? Ach ja, Juliane aus Allschwil wagt sich auch zum ersten Halbmarathon auf die Piste...

Um es gleich vorwegzunehmen: die Organisation ist gut bis sehr gut durchgeführt. Ohne Zweifel. Einzig die Toiletten auf der Strecke fehlen dann schmerzlich, als das Bedürfnis dringend wird. Nun ja, mit viel Körperdisziplin wird auch dieses Problem gelöst.

Von Beinwil gehts dann pünktlich los durch die Hauptstrasse runter zum See. Wie gelernt und immer wieder geübt, nehmen wir uns in Sachen Tempo stark zurück. Wir wollen ja nicht gleich das ganze Pulver verschiessen. Sonja, Fabiola, Palmina und ich bilden das gelbe Kleeblatt. Jean und Sonja sind ja von der schnellen Truppe, ergo ausser Sichtweite. Und Claudine hat sich als Supporterin wieder mal optimal bewährt.

Die Strecke wird aber erst einmalig und überwältigend, als die Strasse direkt ans Ufer des Hallwilersees führt und zum Naturweg wird. Zwischen Bäumen und Ufer ist nur ein schmaler Pfad, naturbelassen aber mit knallgrün markierten Wurzeln, damit Läufer nicht zu stark verwurzelt sind und sich verletzen könnten. Wie gesagt: Toporganisation.

Wie so oft bei regionalen Läufen fehlt auch am Hallwilersee die grosse Zuschauerzahl, die uns Läufer motivieren. Dennoch hat es einige Vollzeitoptimisten und Superaufgestellten, die entlang der Strecke mit Kuhglocken und heiteren Aufmunterungsrufen wieder etwas Kraft in die Beine zaubern. Was ab Kilometer 15 auch sehr willkommen ist. Kilometer 15 und schon saft- und kraftlos? Nö, so nun auch wieder nicht. Aber bei jedem Rennen gibt es eben eine Tagesform sowie Wetter- und Umgebungsbedingungen, die mal besser, mal schlechter sind. Es ist den Neubadrunners völlig klar, dass die 42.195 Kilometer des Marathon eine andere Disziplin darstellen. Na und? Dann ziehen wir eben die möglichen Qualen etwas in die Länge und konzentrieren uns auf das Ankommen.

Ein Highlight der besonderen Art ist, wenn der See umrundet und der Rückweg unter die Sohlen genommen wird. Dann zeigt die andere Seeseite die prachtvolle Strecke, die wir schon zurückgelegt haben. Das ist doch eine schöne Sichtweise, die geleistete Strecke zu sehen und nicht die noch zu laufenden Kilometer als drohende Wolke am blauen Himmel zu fürchten.

Noch 1 Kilometer... noch 100 Meter  - Fabiola und ich ziehen die letzten Reserven aus dem Körper und vor allem das Tempo an. Das eben ist die gesparte Kraft, die auf der ganzen Strecke beibehalten wird. Denn ein Schlussspurt ist doch grossartig, wenn mit verzerrtem Gesicht und höchster Konzentration die letzten Meter im Vollspeed genommen werden. Nicht durch den Bogen reinschleichen, sondern mit viel Tempo und dem letzten Tröpfchen Kraft durch den Torbogen, den aufgeblasenen, durchhecheln. Und lächeln...es könnte ja eine Kamera klicken.

Claudine und Jean stehen schon am Ziel und freuen sich, dass wirs geschafft haben. Das grosse Hallo und Geschrei gilt aber Palmina und auch Juliana. Den ersten Halbmarathon im gelben Shirt und mit viel Nervenflattern geschafft: eine tolle Leistung, Signora...

Was kommt jetzt? Ach ja... Rennezia.