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Basil. Basilingua. Barcelingua.

28.06.2015

Basil. Basilingua. Barcelingua.

Die Welt ist rund. Und bunt. Aber auch enorm überraschend. So geschehen im Monat Juni diesen Jahres. Die Welt des Zufalls ist zwar oft verblüffend und lässt höhere Mächte vermuten. Aber mit Vermutungen alleine wurden noch keine grossen Dinge bewegt. Höchstens einige Gemüter. Aber nun die Geschichte...

Einer Einladung nach Barcelona folge ich gerne. Vor allem auch, weil sie Folgen hat.

Folge 1

Sarah lädt zu ihrem 18. Geburtstag viele faszinierende und spannende Gäste ein. In eine Galerie im Herzen von Barcelona. Eine bunt gemischte Gesellschaft mit enorm gastfreundlichem Charakter empfängt mich, den Fremden aus Basel. Keine Berührungsängste oder Dünkel sind zu spüren. Im Gegenteil. Nicht mal eine Barriere der Sprache besteht, denn irgendein Zeichen von Verständigung gibt es immer, auch wenn mir manches spanisch vorkommen mag. 

Folge 2

Nach Mitternacht ziehen sich die Überachtzehnjährigen in die Wohnung und dort auf den kleinen Dachbalkon zurück. Ma Angeles, Sarah's Mama, erzählt mir, dass sie öfters in Basel gewesen ist und sogar dort gearbeitet hat. Ach? Das ist ja interessant, sage ich und meine kameradschaftlich-getrimmte journalistische Neugier. Ja, Ma Angeles scheint Basel zu kennen, als sie von der Heuwaage, vom Marktplatz und von ihrem Arbeitsplatz erzählt. Als sie den Namen der Schule - Basilingua - erwähnt, beginnen ein paar Glocken zu läuten. «Morgens um halb zwei?», denke ich noch. Bis ich merke, dass dies die Aha-Glocken in meinem Kopf sind.

Aha, da ist doch was in meinen Hirn-Windungen vorhanden, das die Glocken geschlagen hat. Ich frage ganz aufgeregt: «Sag' mal, (Ma Angeles kann sehr gut deutsch), kennst Du etwa einen Typen namens Jean-Louis Rouvière?». Aha! Jetzt ist Ma Angeles aber hellwach und auch etwas aufgeregt. Natürlich kennt sie ihren alten Kollegen aus dieser Zeit. Sie waren ja nur eine Handvoll Sprachlehrer damals... Na sowas. Ma Angeles halten uns beide. Und im Bild fest. Das ist ein Teil des Plans in Folge 4.

Folge 3

Da fliege ich nun eineinhalb Stunden nach Barcelona, finde mich auf dieser von Sarah toll organisierten Party wieder und treffe ihre Mama, die in Basel einen gemeinsamen Freund kennt. Ich höre schon, wie jetzt einige meiner Freunde aufhorchen und mir zuraunen: «Siehst Du, es gibt doch viele Dinge zwischen Himmel und Erde oder zwischen Basel und Barcelona, die nicht erklärbar sind. Eine höhere Macht...» Macht ja nichts. Ich bin eher dem Zufall zugeneigt. Warum? Nun, weil dieser irgendwie fairer ist. Kein Auswahlverfahren, keine Vorbedingungen, keine Steuerung und keine Korruption mögen den Zufall beeinflussen. Falls doch, würde er ja seine Reputation und sein gesamtes Dasein in Frage und zur Verfügung stellen. Wo war ich? Auch ja. Meister Zufall kann auch spanisch.

Folge 4

Gestern Abend hat meine wunderschöne Götti-Tochter Anna Rouvière (Aah, einige merken was) ihre Hochzeit gefeiert. Unter den Gästen war - ja ich auch - aber der Papa von Anna. Sein Name? Rouvière und Jean-Louis. Wir haben uns etwa 15 Jahre nicht mehr gesehen. Umso grösser war die Freude und die Umarmung. Aus unerfindlichen, aber sprachlichen Gründen reden wir beide englisch zusammen. Denn wir finden es fair, wenn wir beide eine Fremdsprache bemühen müssen, um uns nicht fremd zu sein. Nun, während des Essens erwähne ich so nebenbei: «Hey, Jean-Louis, I am engaged now. You know.»

Da reisst Jean-Louis keinen Witz, aber die Augen auf. «You? To a woman? What a surprise!». Lockerlässig greife ich zu meinem Smartphone (einer muss ja smart sein) und tippe auf den Bildschirm. Da erscheint das Bild von Ma Angeles als Hintergrund und ohne Hintergedanken. «Wow, what a beautiful Lady... one second!». Er schaut sich das Bild etwas genauer an. Dann runzelt er irgendwas. Hier und da auch seine Stirn. Seine Augenbrauen machen Purzelbäume und schlagen Rad. Dann reisst er die Augen endgültig auf, als ich sage: «Ma Angeles is from Barcelona, you know.»

Diesen Gesichtsausdruck hätte ich fotografieren und dann in Blei giessen sollen. Schön, dass sich der ältere Herr erinnern mag... Ha! Dann habe ich einen guten Rest des Abends investieren müssen, um Jean-Louis zu erklären, zu beweisen, zu belegen und zu bestätigen, dass ich NICHT VERLOBT bin. Und schon gar nicht mit Ma Angeles.

Das war ja mal ein Spass. Beides. Für Jean-Louis ist die Welt wieder in Ordnung. Für Ma Angeles und die ganze restliche Welt nun auch...

Fazit: Die Welt ist rund und vollbringt Rundungen der überraschenden Arten. Stets aufs Neue und rein zufällig. Ich liebe runde Dinge.

Ma Angeles & Christian Da Baseles
Ma Angeles & Christian Da Baseles
Jean Louis de Pérpignantzoom
Jean Louis de Pérpignant

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