Aktuelle Ausgabe

Möchten Sie inserieren?

 

Wiederholungs tät er gerne!

Redaktion Neubadmagazin03.12.2015

Wiederholungen sind selten wirklich empfehlenswert. Für Sicherheitsbewusste ist dies vielleicht eine gute Idee, Bekanntes immer wieder zu erleben. Ob in den Ferien oder vor dem TV. Aber für Abenteuerlustige wie Laura oder mich ist dies nix. Dachten wir. Doch Ausnahmen gibt es immer wieder. Also nehmen wir uns eine Auszeit und besuchen nochmals Da Roberto beim Bahnhof SBB zu Basel. 
Kaum sind wir durch die Tür - mit Taschen und Säcken - schon steht Dino Tavormina verschmitzt lächelnd vor uns. Mit längst vergessen geglaubter Galanterie hilft er Laura aus dem Mantel und bietet uns sein Büro für unsere Taschen an. 

Derart erleichtert werden wir an den reservierten Tisch geführt. Lionel, der witzige Garçon grüsst uns, als wären wir Stammgäste. Na sowas... Beim Studium der Menukarte bringt er Laura einen Zettel. Darauf steht: «Sie haben ein SMS». 

Na sieh mal an: Lionel erinnert sich wirklich an uns. Das Essen ist wunderbar bekömmlich und leicht und die Bedienung mehr als einwandfrei. Bevor wir den Kaffee bestellen können, schwebt eine längliche Platte auf den Tisch. Eine süss-verführerische Komposition als Geste des Hauses für uns Plappertaschen. Na da guckst du. Basel kann mich wirklich noch überraschen. Für Laura, die Zürcherin, ist das natürlich ein noch grösserer Genuss und bietet völlig Überraschendes, dermassen freundlich und gestenreich willkommen geheissen zu werden. Und dies ausgerechnet in Basel. 

Einmal ist keinmal. Zweimal ist Zufall.

Na warte... am 9. Dezember tauchen wir nochmals auf. Wo? Da Roberto. Certo!

Gastfreundlich. Kellner auch.

Redaktion Neubadmagazin27.11.2015

Wer einfach so reinschneit, muss nehmen, was noch da ist. Platz zum Sitzen und Essen, zum Beispiel. Laura und ich sind bei Robert, also da Roberto, Nähe Basler Bahnhof nach zwölf Uhr hineinspaziert. Und haben erst Mal an- und dann Platz genommen, dass es noch solchen hat. Aber alle, fast alle Plätze waren belegt und belebt. Dennoch ist der Lärmpegel noch im geeichten Bereich. 
Dino Tavormina, der Grossgewachsene Chef de Service bietet uns einen Platz an der Bar an. Hmm, ob dies ein guter Platz ist, wenn wir doch mit Kreditkarte bezahlen werden? Dennoch, die Plätze sind OK.
Lionel huscht an uns vorbei, blickt kurz auf mein Handy und deutet mit der Hand, ich solle ihn doch einfach anrufen, wenn ich bestellen will... Und lächelt. Na sieh mal an. Hier haben die vielbeschäftigten Mitarbeiter noch Zeit und Lust auf ein Spässchen mit den Gästen?
Na, das ist aber aussergewöhnlich und ausserordentlich angenehm. Denn dies hebt die Stimmung, die zwar bereits oben war, aber gut und gerne immer noch eine Überraschung hinnehmen mag. 

Das Essen? Ja, das war gut und preislich im Rahmen. Es hat wirklich geschmeckt. Überhaupt insgesamt war der Besuch nach unserem Geschmack. Meint auch Laura.  

Dankbarer Lederstrumpf am Neuzgi

Redaktion Neubadmagazin03.07.2015

Der Besuch auf der Neubad-Post hat sich für ihn fatal entwickelt. Die Ledertasche ist gefüllt mit einem Airbook, einer Brieftasche mit Geld und vor allem die Agenda mit Hunderten von Adressen. Und kein Backup. Mit Schwung radelt er über den Neuweilerplatz in Richtung Oberalpstrasse angekommen, bemerkt er, dass eben diese prall gefüllte Ledertasche nicht mehr da ist, wo er sie hingeklemmt hat. Vor ein paar Minuten. 

Panik ist ein schwaches Wort. Geld weg. Airbook weg. Karten sperren. Neues Airbook kaufen. Einrichten. Adressen erraten. Und noch mehr ärgerliche Arbeiten, die nun wirklich völlig unpassend zu tun sind... So ist der Tag dann auch gelaufen. Doch zuerst keimt noch Hoffnung auf. Er radelt zurück zur Post. Mit dem sehr leisen und vagen Gedanken, dass die ledrige Tasche da irgendwo liegt und zitternd auf ihren Besitzer wartet. 

Und siehe da. Nein da! Bei der Neubadapotheke hängt sie am Geländer. Intakt. Ohne Blessuren. Und vor allem mit dem gesamten Inhalt. Die Panik ist sauer und löst sich auf. Der Besitzer ist überglücklich und überwältigt, dass es ehrliche, feinfühlige und mitdenkende Nachbarn und Passanten zu geben scheint. 

Er, der Mann mit der verlorenen Ledertasche, wendet sich an die Redaktion des NEUBADMAGAZINs und beschreibt in überschäumenden Worten diese Geschichte. Und er will dem edlen Finder danken. Deshalb wird er den folgenden Text in der August-Ausgabe inserieren.

Dieser Dankestext mit Aussicht auf Finderlohn ist eine noble Geste. Findet auch die Redaktion. 

Beispielblogbeitrag

Redaktion Neubadmagazin01.07.2015

Lorem ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit. Ut commodo pretium nisl. Integer sit amet lectus. Nam suscipit magna nec nunc. Maecenas eros ipsum, malesuada at, malesuada a, ultricies dignissim, justo. Mauris gravida dui eget elit. In lacus est, bibendum vitae, malesuada quis, lacinia vel, nulla. Aenean varius mauris vitae neque. Maecenas a nibh. Curabitur pretium tortor. Integer nec dolor non ante semper tincidunt.

Cras consectetuer mauris vel quam. Morbi tincidunt, urna sed varius pellentesque, ligula justo blandit quam, sed tempus purus mauris sit amet dui. In sapien mauris, eleifend id, malesuada sed, faucibus nec, elit. Quisque facilisis faucibus neque. Sed malesuada mi eget elit. Fusce mauris massa, posuere a, sodales sit amet, egestas id, elit.

Beispielblogbeitrag

Redaktion Neubadmagazin27.06.2015

Lorem ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit. Ut commodo pretium nisl. Integer sit amet lectus. Nam suscipit magna nec nunc. Maecenas eros ipsum, malesuada at, malesuada a, ultricies dignissim, justo. Mauris gravida dui eget elit. In lacus est, bibendum vitae, malesuada quis, lacinia vel, nulla. Aenean varius mauris vitae neque. Maecenas a nibh. Curabitur pretium tortor. Integer nec dolor non ante semper tincidunt. Cras consectetuer mauris vel quam. Morbi tincidunt, urna sed varius pellentesque, ligula justo blandit quam, sed tempus purus mauris sit amet dui. In sapien mauris, eleifend id, malesuada sed, faucibus nec, elit. Quisque facilisis faucibus neque. Sed malesuada mi eget elit. Fusce mauris massa, posuere a, sodales sit amet, egestas id, elit.

Live B&T: «Von braven Kindern und rebellierenden Eltern»

Redaktion Neubadmagazin15.06.2015

Eine Familie, vier Personen, zwei Generationen.
Isa und Severin, Radiomoderatorin und Bildhauer, ein vitales Künstlerehepaar - doch ihre grossen Tage sind vorbei. Wer, wenn nicht die Kinder, könnte in ihre Fussstapfen treten?
Aber die kämpfen mit den Fallstricken der bürgerlichen Existenz, denn die Zeiten haben sich geändert. Isa, die Frau mit der markanten Stimme, die Diva des Hörfunks, feiert einen letzten Triumph im Radio, dann tritt sie ab.
Severin hat sich in der Mondlandschaft einer Kiesgrube sein Atelier und eine eigene Welt geschaffen. Doch eines Tages tauchen Männer mit Schutzwesten und dunklen Masken auf...

Silvio Blatter ist Schriftsteller, Maler und Kolumnist und gilt als einer der "herausragenden Schweizer Gegenwartsautoren" (Südwest Presse). Seine Romantrilogie "Zunehmendes Heimweh", "Kein schöner Land" und "Das sanfte Gesetz" machte ihn bei einem breiten Publikum bekannt.

Veranstaltungsort:

Kulturhaus Bider & Tanner
Aeschenvorstadt 2, 4010 Basel

Termin:

Dienstag, 16. Juni 2015, 19.30 Uhr
Türöffnung 19.15 Uhr

Eintritt:

CHF 15.--, mit der Bider & Tanner Kundenkarte CHF 10.--

Vorverkauf:

Kulturhaus Bider & Tanner, Aeschenvorstadt 2, 4010 Basel
T 061 206 99 96 oder ticket@biderundtanner.ch

Neue Sportart: «Ballerunning»

Redaktion Neubadmagazin24.05.2015

Manches im Leben liegt auf der Hand. Oder in den Füssen. Läuft aber über den Kopf, um dann als Idee auch in das reale Leben umgesetzt zu werden. Laufen oder Joggen ist eine Sache, die relativ schnell gute Ergebnisse zeigen kann, wenn diese Sportart regelmässig betrieben wird. Das Gewicht sinkt, die Kraft steigt. Die Laune ebenfalls.

Lauftechnik, Aufwärm- und Auslaufvarianten werden in Laufvereinen und Fachzeitschriften beschrieben, die das Laufen zwar angenehmer, aber auch komplizierter machen. Da verlasse ich mich seit jeher mehr auf mein Körpergefühl, denn die Schmerzen, aber auch das Wohlgefühl meines Körpers kann ja nur ich selbst fühlen. 

Mein Fersensporn, den ich ja inzwischen auch bildlich im Röntgenbild gesehen habe, ist ein unangenehmer Geselle. Er ist eigentlich nur eine Ausbuchtung, aber an der völlig falschen Stelle. Genau da, wo's weh tut. Die auf mich angepassten Einlagen nutze ich heute zum zweiten Male für den Morgenlauf. Und stelle mir vor, wie ich diesen Sporn ausser Gefecht setzen könnte. Der Sporn sollte sich doch austricksen lassen, diese olle Beule.

Gesagt, gedacht, laufe ich langsam los. Unterwegs erinnere ich mich an meine Ballettstunden bei Lisa vor gefühlten einhundert Jahren. «Plié, Halbspitzen, demi-plié»...

Aah, da ist das Zauberwort: Halbspitzen. Das versuche ich doch mal. Aller Anfang ist schwer, besonders als Schwergewichtler. Aber es scheint zu funktionieren. Das Schienbein links und rechts melden zwar: «Alte, was machsch? Spinnsch aigetligg?», aber als geübter Ignorant überhöre ich Gemecker wie dieses. Zwei Kilometer später und immer noch auf dem Vorderfuss laufend stellt sich langsam eine zufriedenes «Also-Doch-Gefühl» ein. Das ist ja mal eine gute Idee, um flott und schmerzfrei zu laufen. 

Früher, also bis vor fünfzehn Minuten, war eher der stampfende Fersenknall angesagt. Manchmal, wenn es gut lief, auch die Plattfuss-Variante. Eine Wohltat für die Füsse, wenn 120 Kilo die Fusssohle auf den Asphalt klatschen lassen. 

Eine Stunde später. Fuss: gut. Ferse: super. Gesamtzustand: verschwitzt zufrieden. Hmm... dieser Einfall war einer der Guten. «Danke, Lisa.»

Notiz: Dienstag beim Patentamt unbedingt «Ballerunning» anmelden. So eine Ferse spornt das Kleinhirn ganz schön an.

Finanzwelt ausgetrickst!

Redaktion Neubadmagazin05.05.2015

Das Schwierigste der ganzen Aktion ist es, die Geheimhaltung zu wahren. Auf Umwegen und über Monate pirsche ich mich über verschiedene Vertrauenspersonen und konspirative Treffen an die Zielperson heran. Ein kleiner Fehler und ich fliege auf. Und damit der ganze schöne Plan. Nie werde ich vergessen, mit wem ich es hier zu tun habe. Menschen, die mich durchleuchten werden und mich auf Schritt und Tritt beobachten. Gruppierungen, die meine Pfade verfolgen und mich laufend kontrollieren werden. Aber Schwierigkeiten sind da, um bewältigt zu werden. Und Gefahren halten Geist und Körper wach.

Das erste Treffen mit einem Arzt hat dient dazu, die richtige Gruppierung und eine Kontaktperson zu benennen. Und eine Strategie zu schaffen, die eine möglichst sichere und vertrauensvolle Annäherung überhaupt möglich macht. Der Arzt des Vertrauens liefert auch gleich die konkreten Informationen, gespiesen aus seinem immensen Netzwerk. Die erste Hürde ist relativ schnell geschafft. Aber die trickreichen Momente stehen mir noch bevor.

Ich habe eine Adresse und einen Namen. Mit möglichst unbefangener Miene nähere ich mich der Eingangstür. Die vielen Glasfenster sollen wohl Transparenz vermitteln. Beim Eintritt werde ich zuerst ignoriert, was mir sehr entgegen kommt. So kann ich die Situation der Räumlichkeiten unauffällig inspizieren. Eine Treppe führt nach unten, eine Tür in die hinteren Räume. Eine attraktive junge Frau führt mich die Treppe hinab. Vorhänge, Kameras und andere optische Gerätschaften sind auf den ganzen Raum verteilt. Dann erscheint der Mann, den ich sprechen will. Er wirkt vertrauensvoll und höflich. Er inspiziert mich von oben bis unten und völlig ungeniert. Dann bittet er mich, Bilder von mir machen zu dürfen. Aber sicher doch. Nur zu. Aha, nun kommt der härtere Teil des Treffens. Er will mich abtasten. Nun...OK. Er runzelt die Stirn, überlegt kurz. Dann nickt er und meint: «Treffen wir uns in einer Woche. Dieselbe Zeit und derselbe Ort. In Ordnung?» Na also, geht doch.

Heute morgen Punkt neun erscheine ich in denselben Räumlichkeiten und werde sofort nach unten geführt. Kaffee und Gipfeli werden mir angeboten. Nun, scheinbar habe ich die Prüfung bestanden.

Dann taucht Mister X auf. In seiner Hand die gewünschten Unterlagen. Hurra, es hat geklappt. Ich bin nun stolzer Besitzer gleich zweier Einlagen. Eine links und eine rechts. Meine Füsse jubeln, vor allem der linke. Vorbei die geknickte Zeit als Knickfuss. Vorbei der Schmerz. Vorbei die Angst, 42195 Meter nicht mehr schaffen zu können.

Ich bin Einleger. Und stolz drauf!

Bye bye Caesar!

Redaktion Neubadmagazin25.04.2015

Caesar hätte heute seine helle Freude gehabt. Er hätte sein Glas erhoben und einen flapsigen, witzigen Spruch rausgehauen. Und dann mit seiner «Caesars Blues Connection» den Blues zelebriert. Und Geschichten erzählt. Heute ist sein Platz leer. Aber die Herzen der Gäste sind voll. Auf dem Tresen liegen alte Fotos aus Radio Basilisk-Zeiten, Gruppenfotos der «House of Lily» und «Monroes». Und die BaZ mit dem berührend-treffenden Nachruf von Willy Surbeck.  

«Caesars Blues Connection» mit Vittorio Müller, Heiner Grieder, Jooce Garrett, Willy Surbeck und weiteren Musikerfreunden geben ein allerletztes Konzert zum Gedenken an den Bandkollegen und Freund. Christoph Klein stösst zu einem Song dazu, bittet aber vorher um 30 Sekunden Stille, damit jeder Gast sich an seine Geschichte mit Caesar Perrig erinnern kann.

Die bekannte Basler Sängerin Nubya singt «Route 66» und meint charmant, sie könne den Text noch immer so gut wie früher, als sie Backgroundsängerin bei Caesar war. Nämlich nur halb.

Den wundervollen Schlusspunkt zum Abschied von Caesar Perrig setzt seine Tochter Andrea, als sie Janis Joplins «Me and Bobby McGee» selbstsicher und gefühlvoll singt.

Im Publikum sieht man einige Tränen, die verstohlen oder offen weggewischt werden. Würdiger und berührender hätte die letzte Abschiedsvorstellung für Caesar Perrig nicht ausfallen können.

Dies war heute ein lebendiges, positives Fest mit Blues, Wein und Bier. Also ganz in Caesars Sinne.

Die Sulzengänger

Redaktion Neubadmagazin12.04.2015

Die Neubadrunners sind zwar aktiv, aber weniger als Runner, denn als Verletzte unterwegs. Teilweise jedenfalls. Die Gefahr des sich Entfremdens...

Quatsch. Wir haben einfach Lust, wieder mit Bewegung die Umgebung zu erkunden. 

Als echter Sonntagsevent darf's denn auch etwas mehr sein. Denn wir marschieren ja dieses Mal nur einfach drauflos. Kein Jogggen. Kein Zeitmessen. Also sollte dies doch kein Problem sein.

Peter hat in seiner aktiven Dienstzeit mehrmals den Hügel «Sulz» bei der gleichnamigen Ortschaft durchlaufen. Leider immer nur nachts. Mit Karte. Deshalb hat er keinen Schimmer, wie dieser Hügel nun bei Tageslicht aussehen mag. Kurzum machen wir uns auf den sonnigen Weg und wollen diese 25 Kilometer «rund um den Sulz» rauf und runter bewandern. Denn wer will nicht in irgendeinem Fachgebiet bewandert sein? Na also.

Hier und da nennen wir uns auch die NEUBERGRUNNERS, denn die meisten von uns lieben Bodenerhebungen. Wenn's rauf geht, geht's irgendwann auch immer wieder runter. So auch heute. Wobei: der Aufstieg ist zwar nicht weit. Aber er ist beileibe nicht der einzige. Immer wieder tauchen Hügelkuppen auf, die wir angreifen müssen. Das wussten die meisten von uns aber nicht. Zum Glück.

Nach zwei Stunden macht sich bei mir etwas bemerkbar. Mein Magen? Nö, den hab' ich im Griff. Meistens. Aber mein Fersensporn ist eine unangenehme und schmerzhafte Erhebung, die sich extrem deutlich meldet. Am Sonntag hat er halt Zeit. Also heisst es einmal mehr: Ignoranzfilter einschalten und den Schmerz ignorieren. Augen auf und durch.

Die letzten fünfhundert Meter nach sechs Stunden Marsch über Hügel, durch Felder, Wälder und schlussendlichem Abstieg ziehen sich enorm hin. Jeder Schritt wird unsympathischer, wiel schmerzhafter. «Jetzt reicht's aber dann Mal, Alter.»

Palmina, Solange, Jens, Peter und ich lassen uns im Fischergut auf die harten Bänke plumpsen und finden's wunderbar. Das Panaché, die grillierte Forelle und die Spargeln erst recht.

So sehen Wandermärchen und ihr «...und wenn sie nicht gestorben sind, dann marschieren sie noch heute...» aus. Jawoll.

Glück ist brüchig. Gläser auch.

Redaktion Neubadmagazin16.03.2015

Der Tag danach. Aufräumen und Putzen war noch in derselben Nacht erledigt. Aber am Sonntag nach dem 55-60-40-Geburtstags-Event sollen Gläser, Geschirr, Flaschen und die Geschenke im Waisenhaus abgeholt werden.

Als frisch gekürter Sechzigjähriger plane ich, nach einer oder zwei Mützen Schlaf, diese Aufräumaktion als Alleingang und höchst akribisch. Ich schreibe mir das Vorgehen auf einen Zettel, um wegen der möglichen Schläfrigkeit nichts zu vergessen. So weit so notiert. Das Warentaxi ist auf 18 Uhr bestellt, die Schlüssel vom Waisenhaus eingepackt, Geld auch und los geht's.

Sechs riesige Taschen mit benutzten Wein- und Prosecco-Gläsern stehen im Gang und riechen vor sich hin. Zwei Kisten Geschenke - WOW - stehen nur rum. Wärmeplatten und Weinkartons tun dasselbe. Der charmante ältere Chauffeur atmet beim Anblick des Transportgutes zweimal tief durch. Aber er lächelt und hilft. Dann ab zu meiner Wohnung im fünften Stock. Ohne Lift. Aber mit viel Licht.

Im Hauseingang türmen sich die Taschen und Kisten. Geschätzt sechsmal rauf und runter werde ich mich wohl vollbepackt bemühen müssen. Der Schweiss rinnt wohin immer es ihm passt. Die Sicht ist von den Schweissperlen getrübt. Die Stimmung bewegt sich langsam in dieselbe Richtung. So, die letzten drei Taschen mit Gläsern, dann ist Sonntag-Feier-Abend und Dusche angesagt.

Zwei Taschen aufs Mal - das ging vorher und geht auch jetzt, denke ich mir. Stock eins. Super. Stock zwei und drei ebenfalls. Der vierte Stock und die zweitoberste Stufe sind  anderer Meinung. Ich verheddere mich mit diesen blöden Stufen, bleibe mit dem linken Fuss hängen, stürze und lasse die eine Tasche los. Diejenige in Richtung dritter Stock natürlich. Geklirrte fünfhundert Gläser und zersplitterte zwanzig bewegen sich rollend und knirschend in Richtung Plattform Nummer drei. Beim zweiten Scheppern öffnet sich die Tür und meine freundliche Nachbarin staunt, erschrickt und meint: «Bisch wenigschtens Du OK?» Subito steht sie mit dem Staubsauger und ich mit Bäseli und Schüüfeli im Gang und betätigen uns als Tatortreiniger.

Sieben Jahre Glück für ein paar Scherben? In diesem Falle werden es gefühlte Siebzig Jahre werden. So produziert man Glück im Alleingang.

Der Ring der Niederungen ausgehoben!

Redaktion Neubadmagazin25.02.2015

Sie müssen sich oft unsäglich würdelos vorkommen. Denn bei ihnen ist nur der Preis heiss, der Inhalt hingegen eher zweitrangig. Sie werden herumgerissen, entführt, in dunklen Verliessen eingeschlossen oder in Massenhaltung ihrem Schicksal überlassen. Bisher war nur die Spitze dieses ungeheuerlichen Eisbergs bekannt. Nein, schlimmer. Lange Zeit war nicht mal die Existenz dieser Spitze geschweige denn des ganzen eisigen Berges bekannt. Das hat sich über Nacht vollständig geändert.

Über die korrekte Hege und Pflege von Schnäppchen ist wissenschaftlich noch viel aufzuholen. Zu gering sind die erhobenen Erkenntnisse, um schlüssig über die exakten Bedürfnisse aller Lebenslagen dieser pussierlichen Plaisierchen wissen zu können. Hingegen ist erwiesen, wie hochgradig erregend diese Wesen sein können. Die Anziehungskraft ist ungebrochen auf der Jagd nach diesen tiefpreisigen Geschöpfen. Menschen reisen unbequem zusammengequetscht in grünen Wagen oder schieben sich im Schneckentempo in blechernen Gefässen über die Grenze. Doch der Ausblick auf die Eroberung von nie dagewesenen Gelegenheiten an einer der vielen Kassen ist derart reizvoll, dass sich die üblichen Instinkte ganz still und leise in die Ecke verziehen.

Nun hat die Zusammenarbeit dreier Länder Frankreich, Deutschland und der Schweiz im sogenannten Schnäppchenpol erste Früchte gezeigt. Durch die akribische Kleinstarbeit des Vereins Schnäppchenbund beider Basel wurden viele dieser unzumutbaren Lebensumstände der Schnäppchen überhaupt erst entdeckt. Und publik gemacht. Nun haben sich auch Promis gemeldet, die sich zugunsten von Aufklärung und Schutz dieser Possierlichkeiten nackig fotografieren lassen würden. Die intimen Stellen werden mit Euroscheinen bedeckt, so der Pressesprecher des Schnäppchenbundes. Derzeitig heisst der Arbeitstitel für diese Kommunikationskampagne mit Promis «Schnäppchenjagen ist gewisse Frage!»

Selbstverständlich gehört die Jagd nach Schnäppchen zum Grundrecht des freien Handels. Dies soll sich mit dieser Aktion auch nicht ändern. Aber die Bevölkerung wie auch die Schnäppchenjäger sollen für eine artgerechte Haltung der Schnäppchen sensibilisiert werden.

Die Mitglieder dieses Ring der Niederungen in Preis und Leistung werden rechtlich nicht belangt, aber sie sollen als Anbieter ebenfalls auf die besonderen Lebensumstände ihrer Schnäppchen geschult werden. In Abendkursen.

Im Sinne einer artgerechten Haltung gegenüber den Schnäppchen und ihrer Jäger werden Plakate und die sozialen Medien vermehrt in diese Kampagne eingebunden.

Roman hat 'nen Tik.

14.02.2015

Wer sagt denn, dass nur wir Frauen einen grossen Hang zu Romantik haben? Die Männerwelt zeigt nur nicht gern, dass Gefühle auch sie berühren. Vor allem die romantischen, lobenden und herzerwärmenden.

Nur in Sachen Fantasie und Aussprechen derselbigen hapert's bei den Krönungen der Schöpfung. Aber da ist noch Hoffnung. Denn die Werbe-Industrie macht es auch den coolsten und einfältigsten Mannsbildern einfach, sich an jedem 14. Februar Gefühle nicht mässig, sondern gefühlsmässig mal aus dem Fenster zu lehnen. Und in die Schaufenster zu gucken. Aber zuerst muss sich der Herr des Hauses in sein Innerstes begeben und Forschungsarbeit betreiben. Die Fragen können da ganz schön aufrütteln. Wie kann ich meine Liebste überraschen? Was ist ihr innigster Wunsch? Womit gewinne ich immer wieder ihr Herz?

Diese und ähnliche Fragen sollte jeder Mann im Ansatz beantworten können. Nicht nur Heteros. Denn es geht nicht um den Wert eines Geschenkes - oder nicht nur - sondern darum, ob der Partner oder die Partnerin zuhören kann. Aber vor allem, sich bei Gelegenheiten wie dieser daran erinnern kann. Überraschungen sind das Adrenalin in Herzensdingen. Für Amateure und Anfänger wurde der Valentinstag erfunden. Für die Vollprofis - also echte Gentlemen, Charmeure und Kavaliere - gibt es keinen bestimmten Tag, sondern Gelegenheiten.

Übrigens: die holde Weiblichkeit ist enorm fantasievoll in Sachen Dankbarkeit zeigen.

Perspektiven und Höhen

Redaktion Neubadmagazin24.01.2015

Perspektivenwechsel? Nun, erst sollte mal eine da sein. Zeichner und Maler lernen es von Grund auf, um überhaupt gegenständlich zeichnen und malen zu können. Wir Normalos lernen die räumliche Betrachtung eher unbewusst. Die Betrachtungsweise der unterschiedlichen Perspektiven hilft aber oft, unmögliche Dinge dennoch in Angriff zu nehmen. Und erfolgreich die Hürden zu nehmen.

Die Neubadrunners, um mal ein naheliegendes Beispiel zu nehmen, haben es sich zu Regel gemacht, immer nur 5 Kilometer als Strecke sich vorzunehmen. Auch am Marathon. So verschwindet der immense Berg eines Vorhabens in den Hintergrund. Und die Erfolgsquote steigt bei jeder erreichten 5-Kilometermarke auf hundert Prozent. Dann wir die nächste Hürde in Angriff gen... und so weiter.

Zudem macht es viel mehr Spass, wenn der Aufstieg zwar schwitzend, aber nicht fluchend zum Gipfel führt. So bleibt auch das Auge trocken für die Schönheiten der Umgebung. Seien dies entgegenkommende Joggerinnen, pflügende Bauern, blökende Schafe, stolze Bäume, dichte Wälder und weniger dichte Bush's... alles in allem eine bunte Welt, die da vor den in Asics und Nikes verpackten Füssen liegt.
Die Füsse sind nass. Die Finger klamm. Der Kopf frei. Und der Körper verschwitzt. Dann, wenn Du meinst, Du kommt nichts mehr, kommt von irgendwo die Dusche her.

Sichtbare Gewalt

Redaktion Neubadmagazin18.01.2015

Greueltaten und Folter sind seit jeher ein Teil der Menschheitsgeschichte. Aber deswegen nicht akzeptabler geworden. Sogar in einer aufgeklärten Zeit wie heute gibt es Dinge auf diesem Planeten, die jeder Beschreibung spotten. Oder jeden den Spott beschreiben lassen.

Die Dunkelheit ist kaum zu durchdringen. Die junge Frau reisst angsterfüllt ihre Augen auf. Die Ohren auch. Denn aus dem schwarzen Nichts tönt, fleucht und zirpt es, dass jede Kakaphonie erlösend klingen muss. Aber sie ist nicht ganz allein. Hinter und neben ihr liegen Körper im Dunkeln. Sie sieht sie nicht, aber sie spürt ihre Anwesenheit. 

Was wird der nächste Morgen wohl bringen? Weitere grauenvolle Vorgänge, die sie an den Rand des Wahnsinns und darüber hinaus treiben? Wie viel hält die menschliche Seele wohl aus? Wann treten die ersten Symptome anhaltender Schädigungen aus diesen brutalen Machenschaften auf? Sie weiss es nicht. Aber sie ist sich sicher, dass sich Seele und Augen irgendwann auch an diese Dauerfolter gewöhnen wird.

Und die Welt schaut zu. Tag für Tag. Und niemand, aber wirklich niemand will diese armen Kreaturen aus dem grünen Dickicht rausholen, die alle vom grünen Star befallen sind. Obwohl den meisten Zuschauer über den Rücken laufen. Es ist auch völlig unklar, wieso diese Bedauernswerten sich nicht selbst befreien. Sie werden ja lediglich von einer blondgefärbten Kurzhaarigen mit Giftmaul und einem Bebrillten mit zynischem Befall bewacht. Gut, sie haben einen Helfer, Doctor Bob genannt, der aber nur Zuruf der beiden Bewacher erscheint.

Eine aussichtslos grüne Katastrophe ist da voll im Gange. Die Welt schaut zu und nimmt die oben beschriebenen Schädigungen für sich und ihre Seele einfach so in Kauf. Gut, ist ja auch billig.

Nomen est Omen

Redaktion Neubadmagazin04.01.2015

Im November 2009 haben sich die NEUBADRUNNERS an den New Yorker City Marathon gewagt. Inklusive fleissigem Zweijahres-Training im Vorfeld. Der Name hat sich ergeben, weil der Herausgeber des NEUBADMAGAZINs - also ich - mich für das Thema erwärmt und per Zu- und Unfall ebenfalls am NYC Marathon mitgemacht habe. Zudem stimmt der Name, weil es teilweise Läufer NEU den Sport entdeckt und sich BAD gefühlt haben, aber dennoch RUNNERS werden wollten.

Nun, während des Trainings damals hat sich trotz überwiegender Lockerheit dennoch eine gewisse Disziplin aufgedrängt. Eine Gruppe von sieben Läuferinnen und Läufern, davon mehrheitlich schlanke und bereits Trainierte, aber auch die etwas übergewichtigen oder eher Untrainierten, sollten als Gruppe Laufen. Und auch als solche wieder im Ziel ankommen. Das hat sehr oft nicht geklappt und entsprechend für Missmut gesorgt.

So sind die Schnellen zwar abgedampft wie die berühmte Feuerwehr, haben dann aber auf uns Langsame gewartet. Stets mit nervös trommelnden Joggingschuhen und einem gezwungen wirkenden Lächeln. Aber kaum sind wir bei den Spitzenläufern angekommen - pustend und etwas kraftlos - sind diese frisch gestärkt wieder losgedonnert. Toll. Gibt's etwas, das noch mehr entmutigen könnte? Also hat sich das Prozedere immer und immer wieder so ereignet, bis einigen von uns Schneckenpölstlern nicht die Hose, aber der Kragen geplatzt ist.

«So nicht, Freunde!». Da muss sofort eine Einigung her, sonst war's das mit den  NEUBADRUNNERS.

Die Einigung war klar und hat dann auch sehr schön funktioniert. Beim Sonntagsjogg gilt als eisernes Gesetz: «Wir starten und beenden den Sonntagsjogg als gesamte Gruppe». Das hiess vor allem für die Rennpferdchen, sich drosseln zu können. Am Anfang war dies keine einfache Sache, schliesslich steckt nebst den Rennsocken auch eine Riesenportion Ehrgeiz in den Laufschuhen. Aber mit gezischten «Hey!» meist von den Damenriege hat sich das gemeinsame Tempo eingespielt.

Aber nach sechs Jahren und grösstenteils neuen NEUBADRUNNERs im Team klappt diese Regel immer noch. Wie heute auch. Das Trio Béatrice, Peter und ich, hat während der 95 Minuten Hügel-, Wiesen- und Waldlauf vor allem eines getan: Laufend diskutieren.

Welche Themen? Nun, das wäre viel zu privat, dies hier zu veröffent... OK.

Die Themen reichten von der Waldpflege, Vor- und Nachteile des frühjoggenden Vogels und ob da der Wurm drin steckt bis zu Ernährungsvor- und nachteilen sowie Tipps für alles Mögliche. Dann politische und städtebauliche Themen und selbstverständlich die Krux mit den Festtagen, die so enorm schlapp machen können.

Der zusätzliche Vorteil des gemütlichen Zusammen-Laufens: Das Auge und der Kopf bleibt offen für die Schönheiten der Umgebung, auch wenn der eine oder andere Fuss dann in der Pfütze landet und einen herzhaften Fluch provoziert. Es ziert sich aber keiner, die Strecke in gemächlichem Tempo, dafür mit enorm viel Lebensqualität und eben Genuss durchzulaufen.

Wie lautet das Motto der NEUBADRUNNERS schon wieder? Ach ja:

«Ich laufe mit Genuss. Nicht weil ich muss.»

Lob, nicht gehoodelt, aber gerührt.

Redaktion Neubadmagazin08.12.2014

Das Telefon klingelt etwas ungehalten, aber anhaltend. Auf mein freundliches «Grischtian Wehrli, Neubadmagazin, guete Daag?» ertönt eine etwas ältere Frauenstimme aus dem Hörer «Oh, guet dass ych Sie aadräff... sin Sie dää Herr vom Neubaadmagaziin?». OK, da wird jemand mein Magazin nicht im Briefkasten vorgefunden haben oder will mir eine Geschichte empfehlen. Nein, weder noch.

Mit heller begeisterter Stimme erzählt die Dame, dass sie so froh sei, dass es das Neubadmagazin gäbe. «Oh? Was kunnt ächt jetzt?» denke ich im Stillen. Gut, ich denke meist im Stillen, wollte es aber nochmals erwähnen. Für's Protokoll. Die freundliche Stimme erzählt weiter, dass sie bereits 33 Jahre im Neubad lebt, vorher immer diese Faltzeitung bekommen habe, diese aber immer fortgeworfen hätte und jetzt so froh und glücklich sei, dass es ein richtig schön gemachtes, farbiges, und vielseitiges (32 Seiten durchs Jahr, im Dezember 40 Seiten) Heft fürs Neubad gäbe. Sie bekomme es zwar manchmal nicht in den Briefkasten, aber sie notiere sich immer das Erscheinungsdatum und holt es dann in der Apotheke am Neuzgi ab.

«Das git viil Arbet für Sie, gälle Sie, Herr Wehrli?» Klar, aber es macht mir auch unheimlich viel Freude, Geschichten zu schreiben, antworte ich ihr. «Das merggt me guet, Herr Wehrli. Aber Sie hänn jo no viili anderi, wo mithälfe, gälle Sie?» Ja, sicher. 

Diese ungehemmte Freudenbezeugung einer Leserin amüsiert mich einerseits, aber vor allem rührt es mich. Schon sind meine Augen etwas wässerig geworden... Es berührt, wenn solch unerwartete und überaus positive Rückmeldungen zurückkommen. Denn üblicherweise melden sich eher Menschen, die sich über irgendwas aufregen. Umso erfreulicher diese freundliche Dame, die sich jeden zweiten Monat auf das Neubadmagazin zu freuen scheint.

Wieso ich dies jetzt so beschreibe? Nun, so stelle ich mir eben Weihnachten vor, wenn sich Menschen einfach melden - einfach so -  und ihre Wertschätzung übermitteln. Ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Dies hat für mich und meine Arbeit noch mehr Bedeutung, als in buntes Papier verpackte Dinge. Wobei... ja, doch, die machen auch enorm Freude. 

Nun, zwei Tempotücher später dachte ich mir, das wäre doch einen Beitrag wert.

Notiz an mich: Freunde und Familie noch vor Weihnachten anrufen. Und ihnen meine Wertschätzung mitteilen. Jawoll.

Eingeladener Gast. Ein geladener Gast.

Redaktion Neubadmagazin23.11.2014

«Jäää, der Herr Weeeehrli isch dooo!» tönt es aus dem Fauteuil. «Das isch so schööön und freut mii dermaasse...!» Hans Jundt lacht nicht nur mit dem Mund. Seine Augen lachen aus vollem Hals. Sofern dies technisch und physisch überhaupt möglich ist. Bei ihm scheinbar schon. Und schon steht die obligate Appenzeller-Flasche auf dem kleinen Tischchen. Seine Freundin Frau Eissner sitzt neben ihm und strahlt ihren Hans an. Da haben sich aber zwei wirklich gefunden.

Hans Jundt ist nebst seinem freundlichen Wesen auch ein schelmischer Charakter. Auch wenn er ernsthaft erzählt, blitzt plötzlich der kleine Schalk aus seinen Augen. Dieser Mensch ist alles, nur nicht alt oder greise. Weise würde seinen Charakter eher treffen. Denn er ist mit sich und seinem Leben mehr als zufrieden, so wie es ist. Kein Klagen, kein Zaudern. Einfach nur sein. Hans Jundt ist ein Interessierter an Politik, Sport und am Leben. Jeden Tag liest er die Zeitung von vorne bis hinten. Ohne Brille, der Glückliche. Und er weiss in vielen Dingen, worum es geht. Vom Fernsehen hält er nicht allzuviel. Diesen Kasten benutzt er nur für bewegte und bewegende Bilder. Vor allem, wenn seine Leib- und Magenmannschaft der FC Basel spielt. Dann ignoriert auch seine goldene Regel, immer auf seinen Körper zu hören und sich schlafen zu legen, wenn sich Müdigkeit einstellt. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Beim FCB Match spielt dies keine Rolle mehr.

Ich bin heute bei Hans Jundt zum Mittagessen eingeladen. «'s gitt Wildsau, Rotkruut und es paar Marroni, Herrr Weeehrli. Isch das rächt?» Es könnte im Speisesaal vom Generationenhaus Neubad auch Milchreis geben. Mir genügt es, mit diesem 106-Jährigen Menschenfreund einfach zu plaudern. Seine Freundin Frau Eissner wirkt dabei als Dolmetscherin, wenn ich wieder mal viel zu schnell und zu leise auf Hans Jundt einrede. Langsam und deutlich wiederholt sie akribisch die Schlüsselwörter meiner Frage. Sehr eindrücklich, wie Frau Eissner ihren Hans begleitet und nicht betreut. Denn das hat Hans Jundt gar nicht nötig. Er drängt immer wieder auf seine Selbständigkeit. So hängt auch ein Schild an seinem Zimmer mit dem deutlichen Hinweis. «Hans Jundt wünscht keinerlei Kontrollbesuche des Personals weder tagsüber noch nachts.» Punkt.

Solche Menschen wie Hans Jundt und Frau Eissner zu treffen und sich zu mögen, lässt mir meinen Beruf noch mehr als Geschenk erscheinen. Denn hier habe ich echte, lebendige und höchst erfreuliche Menschen und ihre Geschichten vor mir.

Die Achse des Grüssens

Redaktion Neubadmagazin16.11.2014

Begegnungen in der freien Natur zwischen Wanderern, Joggern oder Nordic Walkers ist geprägt von der Herkunft. Nicht von der sozialen oder ethnischen Abstammung, sondern vom Lebensumfeld. Wenn Städter den Landschäftlern begegnen zeigt sich deutlich, ob auf Augenhöhe ein kurzer Blick einen Gruss auslöst wird. Oder eben nicht.

Stadtbewohner grüssen selten. Jedenfalls nicht in der Stadt. Das gehört nicht zu den Gepflogenheiten des Stadtlebens, unbekannte Menschen einfach so zu grüssen. Das würde rein zahlenmässig die meisten Menschen überfordern. In ländlichen Gegenden ist das Grüssen ein Teil der Kultur und der Neugier.

Als mehr oder weniger regelmässiger Jogger, der gerne die Regeln bricht, habe ich mir das Grüssen angewohnt. Obwohl ich Städter bin. Denn in der übersichtlichen Natur und beim Ausüben einer freizeitlichen Beschäftigung, die meistens auch freiwillig unternommen wird, bleibt immer Zeit und Musse, sich freundlich zu grüssen. Dabei lässt sich schon vor der Begegnung einschätzen, ob man es beim Gegenüber mit Stadt- oder Landbwohnern zu tun hat. Zudem spielt noch eine Rolle, aus welchem Grund die Begegneten unterwegs sind. Treibt der Hund diese Menschen vor die Tür? Oder sollen die teuren Nordicstöcke etwas bewegt werden? Oder steht der Stadtlauf vor der Tür und soll noch etwas geübt werden? Die Läufer grüssen mich meistens, sofern sie nicht eingestöpselt sind. Die Hündeler wirken oft etwas panisch in ihrem Blickverhalten, als wären sie nicht sicher, was ihr Hund als nächstes tun wird. Und die Nordic Walker wirken als Gruppe immer etwas bedrohlich beim Entgegenkommen. Denn wie früher die Rocker, weichen diese meist in Viererreihen antrabenden Menschen dem Entgegenkommenden nur zögerlich aus. Klar, sie sind ja auch mit Stöcken bewaffnet.

Wenn es ums Grüssen geht, sind die Unterschiede der Naturgänger kaum einzuordnen. Ob Nordic Walker, Jogger oder Hündeler - man grüsst. Oder eben nicht. Was aber auffällt, sind die überraschten Städter, dass überhaupt gegrüsst wird. Aber oft - Sekundenbruchteile nach dem Gruss - kommt auch ein solcher zurück.

Ein Grusswort oder Grusssatz ist eine gute Gelegenheit, die eigene Laune und auch die der Begegnungen etwas aufzupolieren. Ein freundliches Wort begleitet von einem Lächeln wirkt oft Wunder in den Gesichtszügen. Auch in den eigenen. Nach einem Gegengruss ist auch das eigene Ego nicht abgeneigt, sich danach noch besser zu fühlen.

«Guete Daag!», «Sali zämme» oder einfach «Guete Moorge» wirken Wunder. Macht fröhlich. Und zeugt von guter Kinderstube und Respekt.

Was spricht also gegen ein Grüssen in der freien Natur? Na also...


Life is a display.

Redaktion Neubadmagazin27.10.2014

Es bewegt sich was. Und es bewegt. Meistens nur die Finger, die sich rasant über die Tastatur bewegen. Schnell noch einen Satz. Match. Post. Antwort...hopp hopp! Der Blick huscht über das Display, die Finger trommeln nervös über das Glas. Na?

Für Smarthphone völlig Unbeteiligte wurden in den Trams und Zügen sogenannte Fenster eingebaut. Die sind meist riesengross und lassen den Blick ungehindert über Vorbeihuschendes oder Wartendes gleiten. Dieser Service ist sogar kostenlos. Es braucht weder WLan noch Flatrate, höchstens eine Brille, um die Schärfe des Bildes zu erhöhen. Meistens passiert auf dem riesigen Display - auch Umwelt genannt - so einiges, das zum Hingucken lohnt. Hastende, wartende, schöne, interessante, magere, dicke, dünne, grosse, unförmige, lachende, gelangweilte, hellwache oder auch stinksaure Gesichter lassen der Fantasie freien Lauf. Was geht in den Köpfen vor oder was hat sie oder er heute Besonders vor? Ist sie verheiratet? Hat er ein zufriedenes oder ein verpasstes Leben? Oh, wie glücklich sieht denn dieser ältere Herr aus in seinem schwarzen, gepflegten Anzug? Ah, das ist ja ein echtes Buch, das dieses Teenager-Girl dort in den Händen hält. Und sie liest sogar darin. Alte Schule mit 16 Jahren? Geht doch.

Das Kommunikationszeitalter fordert. Auch Opfer. Die Zeit hat eine andere Bedeutung eingenommen. Sie muss andauernd ausgefüllt werden. Mit Nachrichten, Bildern, Spielen, Fotografieren und Filmen. Mit dem Smartphone selbstverständlich. Wir sind doch nicht von vorgestern.

Übrigens: ganz am Rande jedes Displays - kaum zu sehen, aber wirklich in echt vorhanden - ist etwas, das man gemeinhin "Welt" nennt. Eine runde, spannende Sache! Warum nicht mal das Gerät weglegen, entspannt zurücklehnen und statt Display lieber this play mit dem realen, lebendigen Leben beginnen? Das wäre dann wirklich und smart.

Kontakt


Neubadmagazin | Rheinsprung 1 | Postfach | CH-4001 Basel | Tel. 41 61 264 64 64 | redaktion@neubadmagazin.ch