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Zuviel- oder Zivilcourage?

30.07.2014

Gut gemeint ist noch nicht gut angekommen. Dies gilt vor allem in Sachen Kommunikation mit sogenannten Zielgruppen. Oder in diesem Falle die Zivilgruppen. Wurde da doch am Zivil vorbeigeschossen?

Eine dringend notwendige Aktion der Basler Polizei greift seit einigen Wochen auf Plätzen in Form von auffälligen Plakaten. Auf den schnellen ersten Blick - und mehr erhält ein Plakat selten - wird die rote Karte die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich ziehen. Die Headline «Zivilcourage» ziemlich sicher auch. Der Rest der aufklärenden Art wird nur zufällig oder beiläufig, meist gar nicht zur Kenntnis genommen. Wahrscheinlich.

Was wird den Adressaten nun wirklich vermittelt, wenn für das Plakat die üblichen 2-3 Sekunden Aufmerksamkeit aufgewendet werden? Erste Assoziation war - unbewusst - «Rote Karte für Zivilcourage». Beim weiteren Nachdenken - wenn überhaupt - drängt der Gedanke sich auf, dies sei eine Aktion, um die zivile Bevölkerung eher davon abzuhalten, sich in Streitereien einzumischen. Nur, so der weitere Gedanke, dies ist ja genau das bestehende Problem. Die Gleichgültigkeit (Irgendein wird das scho määlde) ist nicht wirklich neu.

Vor 25 Jahren in der Steinenvorstadt - damals, als noch Autos durch die Steinen gefahren sind - war jede Nacht irgendwas los. Brennende Papierkörbe, Schreie, Schüsse und Prügeleien. Sehr oft haben Anwohner oder Passanten nicht beim Spiegelhof angerufen, damit eine Streife nachschaut, ob da irgendwer in Not sei. Scheinbar war ich damals einer der wenigen, die das überhaupt gekümmert hat.

Nun, zurück zu dieser sicher wohlgemeinten und von Werbeleuten durchdachten kreativen Lösung. Ich denke, das Ergebnis ist eher kontraproduktiv. Leider.

Vielleicht sollten die Werber nochmals über die Bücher gehen und sich Gedanken über die Empfänger der Botschaft machen. Eben diejenigen, die nur zwei bis drei Sekunden Aufmerksamkeit für ein Plakat aufwenden werden. Wenn überhaupt.

Eine plakative Aussage, die ankommt - warum nicht? Diese jedoch kommt nicht an. Oder eben in die falsche Richtung. Plakativ gesagt.

Zivilcourage und Zuvielmontage?

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