Unter- und Ohnegrundkämpfer im Jura.

06.09.2014

Sie kommen praktisch aus dem Nichts. Nun, das stimmt nicht ganz. Denn da ist erst Mal dichter Wald und etwas Unterholz. Dennoch. Plötzlich preschen drei vermummte Gestalten hoch zu Ross und scharf im Schuss aus dem Wald auf den Zugwaggon zu...

Fahrgäste im Zug sind ja meist unbedarft, aber reisefreudig. Eine Gruppe Unbedarfter macht sich auf den langen Weg von Basel gen Westen. Erst auf Kutschen, die mit Hunderten von Pferden und ihren Stärken angetrieben werden. Dann der Umstieg auf den grünen, alten, sympathischen und authentischen Zug mit nur einem Waggon. Triebwagen heisst der auch noch.

Die Stimmung ist weinselig und käsehaltig, aber nicht brotlos. Diskutierend, mampfend und lachend geniesst die illustre Gesellschaft die gemütliche Reise durch den jurassischen Dschungel, der auch «Freiberge» genannt wird. 

«Peng!»

Ein Schuss erschreckt die Passagiere bis ins Mark. Einige verschlucken sich, anstatt den guten Wein, das knusprige Brot und den schmackhaften Käse...aber ich drifte ab. Kleinkinder beginnen zu weinen. Frauen schauen neugierig aus dem Fenster und Männer hocken unter den Bänken und sortieren sich.

Die drei Gestalten auf den prächtigen Rössern und scheinbar mit Schnupfen - alle haben ein Taschentuch unter die Nase gebunden - stoppen den mächtigen Zug. Einer der Gangster - der einzige mit Bauch - betritt zielsicher den Zug. In der Hand hat er einen Brief, der ihm zugesteckt wurde. Ein Steckbrief scheinbar. Prüfend schauen seine stechenden Augen in die Runde, während sich die Passagiere keinen Reim auf dieses Szenario machen können.

Der korpulente Ganove zeigt auf eine Dame und bedeutet ihr ...nichts! Doch...ähem... sie soll scheinbar mitkommen. Ohne zu zögern steht die erst Gesuchte, dann Gefundene auf und torkelt zum Ausgang. Bereits hört man erlöstes Aufatmen der Zurückgebliebenen. Zu früh! Der Typ kommt mit zwei weiteren Steckbriefen zurück. «Du da! Mitkommen!» sagt er feuchtfröhlich. Dasselbe sagt er nochmal. So, jetzt sind also drei Passagiere in den behandschuhten Händen der jurassischen Nastuchgangster gelandet. Alle drei werden auf die Pferde gehievt und dann abtransportiert in den dunklen, grünen und meist auch dichten Wald.

Wie die Kontaktaufnahme stattfindet ist nicht mehr nachzuprüfen. Denn die Verhandlungen über das Lösegeld können ja nicht mit Rauchzeichen oder Brieftauben erledigt werden. Dennoch werden die drei Entführten nach einiger Zeit wieder zum Zug zurück geschaukelt. Sie scheinen grösstenteils noch intakt zu sein. Die Pferde auch.

Das Lösegeld besteht aus ein paar Säcken Basler Läggerli und sonstiger Verpflegung der eher flüssigen Art. Das zusammen reicht bereits aus, um die drei Män... nein, einen Mann und zwei Damen .. zufrieden zu stellen.

Verdächtig bei diesem martialischen Überfall erscheint die stoische Ruhe des Zugführers und des Zugbegleiters. Auch die Ähnlichkeit zwischen den beiden und den drei kriminaltechnisch Vermummten ist auffällig. Mit etwas Fantasie und zwei weiteren gedachten Taschentüchern beim Zugpersonal lässt sich die Ähnlichkeit kaum verhehlen.

Die Westpolizei empfiehlt deshalb allfälligen Jurabesucherinnen und -besuchern: immer Lebensmittel in Flaschen und drei bis fünf Säcke Basler Läggerli mitzuführen. Ein solches Überraschungspaket kann Schlimmes verhindern helfen.  

1  Kommentar

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    10.02.2015 01:15 Uhr

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