2014 - 1908 = 106

Es gibt Momente im Leben, die zerbrechlich und flüchtig wirken. Ein Windhauch, ein zu lautes Wort könnten den Zauber gleich wieder zunichte machen. Leben ist deshalb so wertvoll, weil es unglaublich vergänglich ist. Mein Interview mit Herrn Jundt steht unter einem speziellen Stern. Wir beide kannten uns bisher nicht und es liegen 47 Jahre zwischen uns. 

Aber das spielt scheinbar überhaupt keine Rolle. Zuerst erklärt mir Hans Jundt, dass er trotz «däm Apparäätli» nicht so gut hört. Aber sonst sei alles in Ordnung. Er beginnt gleich zu erzählen über die Veränderungen der Stadt Basel und hält plötzlich inne. «Was wänn Sie mii aigetligg frooge, Herr Wehrli?». Als ich den Kopf schüttle, erzählt er weiter. Da sitzen 106 Jahre Lebenserfahrung, Wissen und tonnenweise Geschichte in Form eines sympathischen Mannes vor mir. Welch ein Geschenk. Mit enorm deutlicher Aussprache (daran muss ich noch arbeiten) erzählt er von seiner Zeit in Paris, seiner Lehre in der Bank und seiner Familie. Er ist nicht zu bremsen, aber keine Sekunde taucht Langeweile auf. Spannend und lebendig berichtet Hans Jundt mit funkelnden Augen über das Bachlätte-Quartier, die fehlende Baiz im Neubad und über seine Jugendstreiche. Bevor ich aufbrechen will, damit Hans Jundt pünktlich zm Mittagessen kommt, sagt er verschmitzt: «Jetz dringge mir zwai aber e Krütterlikör, oder nid, Herr Wehrli?». Ungern verlasse ich den sympathischen älteren Herrn, verspreche ihm aber, dass ich nach meinem New York Marathon Abenteuer zurückkommen werde, um ihm zu berichten und ihm meine Marathon-Medaille umhängen werde. Dafür darf ich dann den berühmten FCB Schal berühren.

Hans Jundt ist der älteste FCB Fan überhaupt. Und immer noch begeistert. Aber vor allem begeisternd.